Aus der geschichtlichen Vergangenheit

 Zum Landwirt, zum Bauer gehört der Müller. Der Ertrag der Felder mußte zum täglichen Brot verarbeitet werden und dazu war an erster Stelle der Müller notwendig, die Ernährung der Mitmenschen sicher zu stellen.

In den Jahren nach dem zweiten Weltkrieg,  als die Wirtschaft sich sprunghaft entwickelte, dabei aber der Anbau von Getreide für den Landwirt zu kostspielig wurde und deshalb den gewohnten Umfang nicht mehr erreichte, mußte eine Mühle nach der anderen dem Zeitgeschehen weichen und den Betrieb still legen.

Fast jedes Dorf in der Umgebung von Sandweier hatte seine Mühle, Rastatt hatte sogar deren drei. Die Riedorte Wintersdorf, Ottersdorf – und Plittersdorf waren ohne Mühle und zum Teil Kunde bei der Sandweierer.

Der Mühle angebaut war die Mahlstube (Mahlschdubb)

Die Bauern von auswärts haben sich dort aufgehalten, um zu warten bis sie an die Reihe kamen und ihr Korn gemahlen werden konnte, denn jeder wollte sein Mehl aus dem eigens geernteten Getreide.
In der Mahlstube ging es oft bunt und auch lustig zu. Jeder hatte Most und Schnaps mitgebracht, dazu ein zünftiges Vesper, da ließ es sich gut leben.

 Oft wurde laut disputiert (dischgeriert) und auch mal gesungen und Karten gespielt, während draußen das Vieh vom Wagen gebunden und gefüttert wurde. Wer kein Vesper bei sich hatte und zu lange warten mußte, ging nebenan in die >Blume< und machte es sich bei einem frischen Bier gütlich.

Weil bei den Bauern schon mal das Geld knapp war mußte nicht unbedingt bar bezahlt werden. Der Müller wurde für seine Arbeit entlohnt durch Naturalien- Mulzer genannt -d. h. er bekam ein bestimmtes Quantum Mehl, anstatt Geld.

In den letzten Jahren hat sich das Müllereigewerbe derart konzentriert, daß nur noch Großmühlen wie beispielweise in Ludwigshafen/Rhein existieren können. Somit ist ein Stück Romantik verschwunden. Der letzte Müller in Sandweier, Karl Schwegler, kam im Jahre 1930 aus dem schwäbischen Remstal. Im Kriegsjahr 1942 hat er an die Behörde einen Antrag gestellt, wegen Erleichterung seiner Arbeitsbedingungen. Diese Eingabe soll zeigen, wie hart der Müllereiberuf gerade in den Jahren des Krieges war.

– Abschrift eines Briefes an das Landratsamt –

Tag und Nacht muß der Müller auf den Beinen sein. Die Mahlgänge wollen ständig kontrolliert sein und neues Mahlgut muß nachgeschüttet werden.

Aber auch schon aus dem Kinderlied: >Es klappert die Mühle am rauschenden Bach, bei Tag und Nacht ist der Müller stets wach< geht hervor, daß die Müllerei kein leichter Beruf war und auch er seine Tücken hatte und von der oft besungenen Romantik nicht mehr viel übrig blieb.
Ob Karl Schwegler bei den Amtsstellen das Ziel erreicht hat, das ihm menschlichere Arbeitsbedingungen bringen sollte, geht aus den vorhandenen Unterlagen nicht hervor.

Ja, es war schwer, teuflisch hart, ein Müller zu sein. Und das Ende der Weisheit:
In der Not gebraucht und begehrt vermeintlich >bessere Zeiten< haben zerstört.
Die Müllerei.

Das Mühlrad dreht sich nicht mehr, es hat seinen Dienst getan.

(Quelle: Jahresrückblick Sandweier 1982)

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