Mai 11 2012

Tätigkeit- und Rechenschaftsbericht zur Mitgliederversammlung am 23.4.2012

Rechenschafts- und Tätigkeitsbericht des Vorstandes

Jahresrückblick 2011 Heimatverein Sandweier e.V.

Der Berichtszeitraum dieses Jahresrückblicks war für den Heimatverein ein Jahr, den man getrost mit dem Schlagwort „Innovation und Tradition“ überschreiben kann. Trotz der großen personellen Veränderungen, die der Verein in seiner Geschichte erfuhr und umfangreicher Umbauten, die im Museum bewerkstelligt wurden, blieb sich der Verein in seinen Aufgaben und Auftreten treu.

Nach dem Tode des Gründungsvorsitzenden Friedrich Gantner im Dezember 2009 hatte sein Stellvertreter Siegbert Schindler kommissarisch für fast eineinhalb Jahre die Vereinsführung inne mit dem festen Vorsatz, den schon lange geplanten Generationswechsel an der Spitze des Vereins herbeizuführen und zu begleiten. Bei der Generalversammlung im April 2011 gelang uns dies erfolgreich. Mit Rainer Braun als zweitem und mir als erstem Vorsitzenden erklärten sich zwei Mitglieder des Vorstandes bereit, mehr Verantwortung zu übernehmen. wir können uns bei unserer Arbeit dabei auch weiterhin auf die rege Mitarbeit der anderen Vorstandsmitglieder und Ehrenmitglieder verlassen, die allesamt die Arbeit des neuen Vorstandes tatkräftig unterstützen. Als erste Aktion nach der Wahl des neuen Vorstandes nahmen wir uns des schon lange im Ökonomiegebäude stehenden Patentbackofens an und konnten ihn erfolgreich in Betrieb setzen. Seither ist es möglich, bei kleineren Veranstaltungen für Gäste Holzofenbrot, Zwiebel- oder auch Flammkuchen zu backen, was schon einige Male erfolgreich gelang. Im Sommer wurde schließlich das Ökonomiegebäude selbst einer recht umfangreichen Frischzellenkur unterzogen. Mit tatkräftiger Unterstützung auch von Sandweierer Handwerkern wurde die Front des Gebäudes und eine inner Wand komplett neu gestrichen, das Dach und einige Mauerritzen abgedichtet und nicht zuletzt ein ganz neuer Ausstellungsraum geschaffen: Statt der bisher eher provisorischen Schulausstellung wurde nun ein halboffener Raum geschaffen, der einen guten Einblick in den Schulalltag der vergangenen 100 Jahre gibt. Anlass für diesen Kraftakte war die Schließung der bisherigen Hauptschule, bei der sonst viele Gegenstände für immer verschwunden wären. Auch das Harmonium aus der alten Grundschule aus den 1920er Jahren konnte so mit Mühe in letzter Minute gerettet werden. Nunmehr teilüberholt ist es bedingt spielbar eine Zierde unseres Jagdzimmers. Die Renovierungsarbeiten werden im kommenden Jahr am Ökonomiegebäude fortgeführt. Noch im Winter wird im Jagdhaus selbst die Kellerdecke gesichert. Dies übernimmt dankenswerterweise die Stadt Baden-Baden als Eigentümer, nachdem unser Oberbürgermeister bei der Ortsbereisung auf den Missstand hingewiesen wurde. Mittelfristig wird allerdings eine Komplettsanierung dieser Decken nötig sein, um das Gebäude erhalten zu können. Leider ist damit der Etat für 2012 schon weitgehend erschöpft, obwohl noch weitere Sicherungsmaßnahmen vor allem am Ökonomiegebäude nötig werden.

Mit den Veranstaltungen hatte der Heimatverein dieses Jahr zumindest vom Wetter her nicht immer Glück. Die Radtour zu den Bildstöcken und Wegkreuzen auf der Gemarkung Sandweiers fand ein reges Interesse und war die erste Veranstaltung unter meiner Leitung wie immer grandios vorbereitet durch unseren Wendel der darin von Siegbert unterstützt wurde. Unsere Kuchen und die Topinambursuppe beim ISE-Fest fanden reißenden Absatz. Das Gesamtergebnis für das ISE-Fest war allerdings eher bescheiden, da unser Publikum eher früher geht und weniger als an anderen Ständen getrunken wird. Hier müssen wir für die Zukunft überlegen, wie wir unser Angebot verändern, was möglicherweise auch durch den Neubau das CAP-Marktes mit veränderten Grundstücksverhältnissen notwendig sein wird. In den Sommerferien haben wir neben den Renovationsarbeiten auch wieder einen Erlebnistag im Museum für die Kinder, die durch das Ferienprogramm betreut werden, angeboten. Trotz sehr regnerischen Wetters war das Festzelt zur Mittagszeit beim Hock im Herbst voll. Am Nachmittag des Hocks fand eine weitere Premiere statt: Erstmals umrahmte der Kirchenchor eine Veranstaltung des Heimatvereins, was von allen Zuhörern als sehr gelungen empfunden wurde. Anlass dieser Zusammenarbeit waren die Ehrungen, die in diesem Jahr durch den Verein durchgeführt wurden. Inspiriert durch die Radtour wurde allen Sandweierer Bürger, die in Vergangenheit und Gegenwart Bildstöcke und Wegkreuze pflegen und erhalten, geehrt und bedankt. Als kleines Zeichen der Aufmerksamkeit erhielten die Geehrten eine Dankurkunde und einen polierten Stein, der auf Sandweierer Gemarkung gefunden wurde. Neben den beim Hock Geehrten möchte sich der Heimatverein an dieser Stelle auch bei allen anderen Sandweierer Bürgerinnen und Bürgern bedanken, die den Verein durch Sachspenden, Kuchenspenden und ihre Mithilfe bei Veranstaltungen unterstützt haben.

Im Oktober konnte der Verein wieder in die Aula der Schule einladen. Nachdem im vergangenen Jahr unser Vorstandmitglied Klaus Pflüger rund ums Backöfele in Bildern führte, führte uns unser Gründungsmitglied Daniel Merkel einige Bewohner und deren Geschichte vor Augen. Er erzählte aus der Zeit seines Urgroßvaters Daniel Eichelberger und der bemerkenswerten Wahl zum Bürgermeister aus den Jahren 1928/29, die eine sicher einmalige Anekdote der Weimarer Republik darstellt, die in einigen Ergebnissen bis heute die Durchführung von Wahlen im Allgemeinen beeinflusst. Die Anwesenheit vieler bekannter Sandweierer Bürger und ihre verwandtschaftlichen Beziehungen zueinander zeigten dazu auf, wie eng verknüpft die Urbevölkerung unseres Dorfes miteinander ist. Die Rechercheergebnisse von Daniel Merkel und Klaus Pflüger wird der Heimatverein voraussichtlich im kommenden Jahr als Büchlein zur Eröffnung des CAP-Marktes veröffentlichen. Neben diesem geplanten Werk haben wir derzeit noch zwei weitere Recherchearbeiten laufen. Gerhard Ledwina arbeitet neben den vielen Aufgaben die er im Museum wahrnimmt noch weiter an einem Topinamburkochbuch und Theo Müller tritt in die Fußstapfen seines Vaters Guido. Derzeit wird das in den 1980er Jahren entstandene „Sondwiermer Sproch“ korrigiert und redigiert. Bei diesen Korrekturarbeiten erfuhr Theo viele Geschichten und Anekdoten, die ebenfalls in noch nicht festgelegter Form der Nachwelt erhalten werden sollen.

Auch Gäste konnte der Heimatverein auf seinem Gelände begrüßen, die dieses für Veranstaltungen nutzten: unter anderem feierten Kindergartengruppen den Sommerabschluss, und der Panhardclub Deutschland ein Herbsttreffen, und noch eine Premiere fand gegen Ende des Berichtszeitraumes statt: Da auch in Schulen und Kindergärten die ehrenamtlich Mithilfe zunehmend schwieriger wird, gelang es erstmals nicht, genügend Eltern zu finden, die bereit waren, die Bewirtung des Umzugs zu St.Martin zu übernehmen. Darauf angesprochen, erklärten sich die Aktiven des Heimatvereins bereit, diese für die Kinder unseres Dorfes wichtige Veranstaltung zu retten und übernahmen so für dieses Jahr die Bewirtung. Daher fand das Ende des Umzugs und das Martinsspiels erstmals auf dem Hof unseres Museums statt. Die Resonanz war überwältigend und führte viele jüngere Bürger unseres Dorfes erstmals zu uns. Da es allen Gästen sehr gut gefiel, soll diese Veranstaltung wohl auch in Zukunft auf unserem Gelände stattfinden. Es ist dem Heimatverein stets ein Anliegen, gerade den jüngsten Bewohnern die Vergangenheit unseres Dorfes anschaulich und lebendig zu vermitteln. Dies taten wir 2011 gerade durch solche Veranstaltungen gerne und werden dies 2012 wohl ebenso tun. Nikolaus mit Gesangverein und Innerwheel wieder schlechtes Wetter, Abschluss Bezug auf Gemeinschaft, CEGO-Spiel als wichtige Komponente wieder jede Woche also 52 Mal. Der Vorsitzende bedankt sich bei allen Helfern innerhalb und außerhalb des Vorstands.


Mai 19 2010

400 Jahre Jagdhaus 1602 – 2002

Eine Dokumentation von Rektor a.D. Karl Bruckner†

Vorgeschichte und Entstehung

Unser Heimatdorf Sandweier, das in einer Urkunde vom 30. Januar 1308 als „Wilre“ erstmalig genannt wird, gehörte wohl damals schon zur Herrschaft der Markgrafen von Baden. Im Stollhofener Lagerbuch von 1511 – Sandweier war bis 1791 Teil des Verwaltungsbereichs des markgräflichen Amtes Stollhofen – sind mehrere herrschaftliche Güter erwähnt, so der Schickenhof, der Gülthof und der für unsere Aufzeichnung besonders interessante Schafhof. Dieser umfasste schon damals 144 Jeuch (=Morgen) Ackerland, 4 Tauen Matten und 2 Bünde Gemüse- und Krautgärten. Seine Bezeichnung behielt er wegen seiner Bedeutung für die Schafzucht und -haltung bis ins 18. Jahrhundert. Die Größe seiner „Hofraithe“ mit Garten wird im Zusammenhang mit einer Versteigerung der Pacht im Jahre 1794 mit „1 Morgen, 2 Viertel und 28 Ruthen“ angegeben. Das dürften nach heutigen Maßen rund 54 Ar gewesen sein, also schon eine recht ansehnliche Größe. Der an ihrer westlichen Seite gelegene Schafstall mit Futtergang und Scheune hatte eine Länge von ca. 50 Metern und war etwa 15 Meter breit. Die o.a. Beschreibung stellt auch fest, dass bis zu 450 Schafe gehalten werden können.
Artikel weiterlesen…