Mai 18 2010

Kriegs und Nachkriegsgeschehen in unserer Gemeinde

Kriegs- und Nachkriegsgeschehen in unserer Gemeinde

von Guido Müller

1938

In aller Eile begann man mit dem Westwallbau. Der schon in den zwanziger Jahren errichteten Maginotlinie auf französischer Seite sollte ein modernes deutsches Bunkerwerk trotzen.

Baufachleute und Hilfskräfte wurden von überall her an die Westgrenze Deutschlands gezogen. Es wurde Tag und Nacht gearbeitet. Schulsäle und Gastwirtschaften wurden requiriert, um die Arbeiter unterzubringen. Dazu wurde in Sandweier auch noch Militär einquartiert. Die 18ner aus Stuttgart und die 71ger aus Heilbronn sollten die Westwallbauten mit den militärischen Notwendigkeiten ausstatten.

Sowohl bei den Franzosen, wie auch bei uns, sollten die Bunkerwerke unbedingte Sicherheit bieten, aber alles hat sich als zwecklos erwiesen.

1939

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Nov 7 1985

Erinnerung an die Auswanderung nach Ebersteinburg im Jahre 1940

Gedicht:

Erinnerung an die Auswanderung nach Ebersteinburg im Jahre 1940

Man meint es sei erst gestern gewesen
dabei sinds fünfundvierzig Jahr
als überm Rhein dort die Franzosen
das Dorf beschossen hab’n, für wahr.

Ganz dumpf der Abschuß, dann das „Zischen“
gehts drüber weg, wo schlägt es ein?
Mir steckt das heut noch in den Knochen,
wo wird der nächste Einschlag sein?

Ein Trichter, oder Granatenloch
ein Krach – ein Dreck – Sirenen – G’schrei
wir rannten in die Luftschutzkeller
wie d’Mäus – grad in die Falle nei.

Ja, kann man’s wissen, ob dann hernach
wenn die Entwarnung ist zu hören,
wir können aus dem Keller ‚raus
oder müssen gar drin sterben?

Schrecklich war’s, man war schon drauf gedrillt,
ob in der Schul‘, ob auf dem Feld,
ob du grad warst auf jenem Örtchen,
auf einmal hat d’Siren gebrüllt.

In der Schulzeit wars ä Gaudi,
der Unterricht fiel dadurch aus,
aber zugleich hat man gezittert
um die Lieben an der Front und z’Haus.

Und z’Nacht, kaum recht eingeschlafen
aus wars mit der verdienten Ruh,
aufstehn – anziehn – so ganz im Dunkeln –
kein Lichtstrahl durft nach draußen gehn.

Die Bomber schwer – wie Donnergrollen –
ganz dumpf und furchtsam wie die Nacht
man fror am ganzen Leib vor Schrecken –
selbst Kinder sind vom Schlaf erwacht.

Und eines Morgens war gewesen,
die Nacht schrecklich und ohne Schlaf –
wir mußten unser Dorf verlassen –
da half kein Weh und auch kein Ach –

Elf Lenze zählte erst mein Leben –
voll Kindheit noch und Träumerei –
da zogen wir mit „Sieben Sachen
für jeden s’Nötigste“ dabei.

Das Allernötigste? Wenn keiner weiß
ob, wann und wie er kann zurück-
für Mensch und Vieh noch mitzuschleppen –
das war ein echtes Meisterstück.

Sandweier teilte man in Gruppen
der „Zufluchtsort wur gleich genannt
Ebersteinburg mit der Ruine
war uns’rer Gruppe längst bekannt

Schüler aus Sandweier und Ebersteinburg mit Lehrer vor der Schule in Ebersteinburg

Die Kühe zogen schwer den Wagen-
bergauf ein ungewohnter Pfad
und über uns der Wolken Schwaden
durchzog der Bomber Krieges Saat

Wir wurden freundlich aufgenommen-
manch Freundschaft besteht noch heut –
doch viele Tränen sind geflossen
wenn schlimme Nachricht uns erreicht.

Am Morgen: Ein Stück Brot und Milch dazu
wars Frühstück frischweg von der Kuh,
dann die Bücher unterm Arm geklemmt
und ab im Trab zur Schul gerennt.

Gar manchmal standen wir dort oben
und der Blick galt unserm Ort.
Schon wieder schossen die Franzosen
und hinterließen Spuren dort.

Wird unser Häus’chen denn noch stehen
wenn der Kanonen Wut verrint –
wird uns’re Turmuhr dann noch gehen?
All das bedenkt man auch als Kind.

Solang du Vater und die Mutter hast
geht es dir trotzdem noch ganz gut.
Und hättest du auch nur einen „Ast“
auf dem dein müdes Haubt kann ruh´n.

Und eines Tages hieß es nur:
wir dürfen alle wieder heim –
Juchhei, Juchhei – ade – du „Burg“!
Doch wann wird endlich Fride sein?

7. Nov. 1985
© Margarete Nezbeda geb. Herr

(Quelle: Jahresrückblick Sandweier 1985)