Kriegs und Nachkriegsgeschehen in unserer Gemeinde

Die deutschen Gefangenen mußten antreten, jeder Zehnte der Angetretenen wurde ausgesondert und 12 Mann standrechtlich erschossen, darunter unser Bürger Andreas Peter, Valentin Sohn. Er war 41 Jahre alt, verheiratet, 3 Kinder, und das im letzten Kriegstag in unserem Raum.

Die einmarschierten Kampftruppen waren Soldaten vom Mutterland. Erst die nachziehenden Besatzungstruppen rekrutierten sich aus Kolonialsoldaten, hauptsächlich Afrikaner aus Marokko, Tunesien, Algerien, die Berger und Spahis.

Nach Zeugenaussagen, die sich allerdings oftmals widersprechen, kamen die Kampftruppen von Nordosten, vom Hauenebersteiner Weg her.
Ein Glück, ohne Widerstand ist unser Dorf in Feindeshand gefallen. Alle Straßen wurden durchgekämmt und die Häuser durchsucht.

Die Franzosen kamen nicht, wie manche meinen, von Haueneberstein her, nein, sie kamen von Rastatt Niederbühl her, dem Oosbach und dem Bahndamm entlang. Eine zweite Gruppe benutzte ebenfalls die Bahnlinie zur Orientierung und kam vom Landweg her auf Sandweier zu.

Die Oosbachbrücke soll von unseren Rückzugstruppen gesprengt worden sein, nachdem sie den Ort verlassen hatten. Widerstand zu leisten war zwecklos die Übermacht war zu groß, unsere Soldaten waren abgekämpft und alle sehnten sich nach ruhigen Tagen, nach Frieden und Freiheit.

Mit nur zwei Panzern, die nicht in Aktion treten mußten, wurde unsere Gemeinde eingenommen, die dann auch nur einige Stunden in der oberen Römerstraße stationiert waren.

Als dann erkundet war, daß das SS-Straflager am damaligen sogn. Badweg – Langenloheck – sich aufgelöst hatte und auch von dort kein Widerstand mehr zu erwarten war, sind die Panzer in Richtung Iffezheim abgerückt.

Nach dem Einzug der Besatzer wurde üblicherweise die Ortskommandantur eingerichtet. Die Bevölkerung mußte sich daselbst melden und konnte zu Abgaben und Arbeiten herangezogen werden. Ein Bürger meldete sich aber nicht und verließ den Ort. Es wurde nach ihm gefahndet und an die Bevölkerung erging ein Aufruf, dafür zu sorgen, daß der Geflüchtete sofort zurückkehrt, ansonst das Dorf in Flammen aufgehen sollte.

Glücklicherweise meldete sich der Gesuchte tags darauf bei der Besatzungsbehörde. Welch maßloses Unheil eine unbesonnene Tat in einer derart mißlichen Lage herauf beschwören kann!

Die erste Arbeit zu der die Bevölkerung herangezogen wurde, war die notdürftige Wiederherstellung der gesprengten Oosbachbrücke. Es wurde durch die Kommandantur bekannt gegeben, daß die Bevölkerung, auch Greise und Schüler, sich zur Arbeit melden müssen.

Neben der unmenschlichen Tragödie vom Mitbürger Andreas Peter ist die Gemeinde von prekären Übergriffen glimpflich verschont geblieben.

Wie es so ist im Kriege, Soldaten wollen und müssen leben und was sie zum Leben brauchen, dafür mußte die Bevölkerung aufkommen. Rinder, Schweine, Kälber, Geflügel waren, neben den übrigen Lebensmitteln, gesuchte Objekte. Der im Jahre 1930 gewählte Bgm. Augustin Ullrich war während der Zeit des Hitlerregimes und auch im Kriege Bürgermeister. Er konnte diese Funktion halten, obwohl er der damaligen Regierung nicht nahe stand.

Auch nach Kriegsende war er unter der Besatzungsmacht noch kurze Zeit in seinem Amt tätig, bis er dem kommissarisch eingesetzten Nachfolger Adolf Schwab weichen mußte.

Es war für ihn sehr schwer, die Wünsche der Truppe zu erfüllen und auch die Bevölkerung zu schonen, denn es war nur noch wenig Vieh und dergl. vorhanden. Die deutschen Truppen haben vor ihrem Abzug mitgenommen, was sie konnten, oder die Objekte wurden von den Einwohnern versteckt.

Zum Zeitpunkt als Sandweier eingenommen wurde, waren noch französische Kriegsgefangene im Dorf, die selbstverständlich ihre „Befreiung“ nicht erwarten konnten. Wie immer im Leben, es gibt solche und solche. Ein Teil der Gefangenen war gegenüber ihren bisherigen „Herren“ sehr kulant dafür, daß ihre „Brot- und Arbeitgeber“ manches Unschöne sich haben gefallen lassen müssen.
Die eingesetzten Mitbürger wurden teils traktiert und schikaniert, vor allem solche, die vorher dem Regime nahe standen.

Eine feste Brücke, die heute noch vorhanden ist, wurde erst 1947 neu gebaut. Als Vermittler zu den Besatzungstruppen waren sehr maßgebend Hochw. Herr Pfarrer Maier und Oberlehrer Franz Falk beteiligt. Franz Falk war während des Krieges Kommandant der dänischen Hauptstadt Koppenhagen und beim Einzug der Franzosen zunächst Stadtkommandant in Rastatt.
Die beiden Genannten haben sich mit aller Vehemenz für die Belange der Bevölkerung bei der Besatzungsmacht eingesetzt. Tapfer unterstützt wurden die beiden durch Frl. Klara Kinz, Luise Schäfer und Frau Mathilde Mühlfeit. Sie beherrschten die franz. Sprache und fungierten mit besorgtem Einsatz als Dolmetscher.
Jedenfalls haben die Genannten sich mit Nachdruck dafür eingesetzt, daß sich das Verhältnis Besatzung und Bevölkerung einigermaßen erträglich entwickelte. Wenn auch manche Bürger stärker in Anspruch genommen wurden bezüglich Requirierungen und Wohnungsbeschlagnahmen, so wurde doch viel getan, diese Lasten im Rahmen zu halten.
Auch in Sachen „Gefangenenbefreiung“ ist alles verhältnismäßig glimpflich abgegangen. Von anderen Orten hat man weniger Gutes erfahren müssen.

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