Die Geschichte unseres Jagdhauses

Streitigkeiten mit den Nachbargemeinden wegen der Beweidung ihrer Felder durch die Schafherden. So erreichte die Gemeinde im Jahre 1802 eine amtliche Regelung in dieser Angelegenheit. Darin wurde bestimmt, daß die Schafherde „den Sommer über vom 1. April bis Michaeli wechselweise den Sandweierer und den Iffezheimer Bann, von Michaeli bis zum letzten März 2 Tage das Rastatter Feld bis an die Murg, 2 Tage das Kuppenheimer, Niederbühler und Förcher Feld, 2 Tage den Hauenebersteiner Bann, 2 Tage im Staab Sinzheim das Feld bis an das Markbüchel, 2 Tage die Badener und Ooser Gemarkung im Wechsel zu befahren und zu genießen hat.“ Diese Verordnung erließ die markgräfliche Kammer in Karlsruhe am 7. September 1802.

Ein Inhaltsverzeichnis unseres Gemeindearchivs aus dem Jahre 1969 vermerkt einen Aktenband des Jahres 1812 mit Urkunden bzw. Schriftstücken über „den Ankauf der herrschaftlichen Schäferei und den Verhandlungen über die Gemarkungsstreitigkeiten mit Iffezheim“.

Obwohl dieser Aktenband bislang leider nicht auffindbar war, läßt sich daraus schließen, daß die Gemeinde das Schafhofgut mit dem Jagdhaus im Jahre 1812 aufgekauft hat. Ein Jahr später wurde nachweislich die Zehntscheuer und dann 1823 auch das herrschaftliche Schickenhofgut von der Gemeinde erworben. Von diesem werden dann ein Jahr darauf 20 Morgen an Ferdinand Herr verkauft. So muß auch um diese Zeit der Schafhof an den in der Nachbarschaft wohnenden Caspar Kratzer weitergegeben worden sein. Sicher erhielt er nicht das ganze Gut mit Äckern und Wiesen – das hätte er vermutlich auch nicht bezahlen können -sondern nur die „Hofraithe“. [m übrigen hat die Gemeinde die Kosten, die ihr beim Ankauf der herrschaftlichen Güter entstanden, zum größten Teil durch Holzverkäufe aus den gemeindeeigenen Waldungen gedeckt. Vor allem die Veräußerung von Eichenstämmen (sog. Holländer-Eichen) brachte entsprechende finanzielle Unterstützung. Ein genaues Datum der Abgabe des Schafhofes mit Jagdhaus konnte also leider nicht ermittelt werden. Vielleicht kann später Genaueres in Erfahrung gebracht werden. Fest steht aber, daß Caspar Kratzer diesen seinen von der Gemeinde erworbenen Besitz an seine beiden Kinder Salome (* 1796) und Athanas (* 1805) vererbte. Letzterer hat am 27. Dezember 1828 mit seiner Ehefrau Franziska geb. Dietrich einen Ehevertrag hinsichtlich seines Besitzes am Schafhof abgeschlossen, der im Grundbuchamt Baden-Baden vermerkt ist. Seine Schwester Salome war mit Leodegar Peter verheiratet. Da sowohl die Familie der Salome als auch die des Athanas im Jagdhaus wohnten, dürfte so schon um diese Zeit, also um 1828/30, der Fachwerkanbau entstanden sein, um genügend Wohnraum zu schaffen, d. h. für jede Familie Küche, Wohnstube und Schlafraum. Dieser Anbau, der auch noch einen Schuppen beherbergt, ist zwar zeit- und familiengeschichtlich sehr interessant, hat aber das Aussehen des Gebäudes sehr verändert.

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