Zur Geschichte der Hebammen in Sandweier

Katharina Bleich, von 1905 bis 1930 Hebamme in Sandweier, hatte ihre Ausbildung in Donaueschingen am dortigen Karolinenstift erhalten, wozu die Gemeinde die Reise- und Lehrgangskosten in Höhe von 80 Mark übernahm.

Das Wachstum der Bevölkerung führte schon ab Mitte des 19. Jahrhunderts dazu, dass es in Sandweier zwei Hebammen gab, die sich die Aufgabe der Geburtshilfe teilten. 1908 legte die Gemeinde das Wartgeld auf 130 Mark im Jahr fest und schrieb auch den Kostensatz pro Geburt mit 8 Mark vor. Im Jahre 1921 wurde die Hebammenschülerin Anna Findling von der Gemeinde Sandweier ebenfalls nach Donaueschingen auf die dortige Hebammenschule geschickt, nachdem sie zuvor als Gemeindehebamme angestellt worden war.

Sie war zugleich die letzte Hebamme des Dorfes, die, nach ihrer Verheiratung als Anna Maier, bis 1955 die verantwortungsvolle Aufgabe ausübte. Während des 2. Weltkrieges half sie auch in den umliegenden Gemeinden Haueneberstein und Baden-Oos aus. Als sie 1955 in den verdienten Ruhestand trat, hatte sie in ihrer 30-jährigen Dienstzeit über 3.000 Kinder zur Welt gebracht. Zu jener Zeit war mit der klinischen Geburtshilfe, die v.a. durch das Josefinenheim in Baden-Baden angeboten wurde, dem amtlichen Hebammenwesen in der Gemeinde ein übermächtiger Konkurrent erwachsen. Über Jahrzehnte kamen die kleinen Kinder aus Sandweier in Baden-Badener oder Rastatter Kliniken zur Welt. Erst in den zurückliegenden Jahren, hervorgerufen durch den Trend zur natürlichen Geburt, erfreut sich das Hebammenwesen wieder einer Renaissance. Allerdings gibt es die Hebamme als kommunale Einrichtung nicht mehr. Heute wird diese Tätigkeit von selbstständigen Hebammen ausgeübt. Geblieben ist allerdings das Verantwortungsvolle ihrer Aufgabe.

(Quellen: Gemeinderechnungen Gemeinderatsprotokolle, Jahresrückblick 2008)

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