Okt. 30 1993

Objekte im alten Jagdhaus

Heimatmuseum Sandweier befindet sich im Aufbau: Exponate aus den Bereichen Jagd, kirchliche Vergangenheit und Ortsgeschichte werden gesammelt

Tiere der Heimat werden in diesem Raum des sich noch im Aufbau befindlichen Heimatmuseums in Sandweier präsentiert

 Objekte im alten Jagdhaus

Von Gerhard Schulz

Sandweier – Es ist im Werden, Stück für Stück kommt ins Haus, aber mit der offiziellen Einweihung ihres Heimatmuseums müssen sich die Sandweierer noch gedulden. So lange, sagen der Vorsitzende des Heimatvereins Sandweier, Friedrich Gantner, der Vorsitzende der Museumskommission, Rektor a. D. Karl Bruckner und „der Mann, der immer da ist“, Wendelin Klumpp, bis alle acht Räume komplett eingerichtet sind. – Einige sind’s schon, die restlichen will man noch in diesem Jahr mit Exponaten, die einen Einblick in die Vergangenheit geben, bestücken.

Das Haus Nr. 24 in der Römerstraße ist das älteste in Sandweier und wurde im Jahr 1602 erbaut. Bis vor nicht allzulanger Zeit war es sogar noch bewohnt. Als sich im Jahr 1987 der Heimatverein Sandweier konstituierte, liebäugelten die Gründungsmitglieder bereits mit einem Heimatmuseum. Klar, daß sie sich auf das alte Gebäude konzentrierten. 1990 erfüllte die Stadt Baden-Baden den langersehnten Wunsch und kaufte das Haus und übertrug die Verantwortung dafür dem noch jungen Verein.

Wie Karl Bruckner sagt, seien der Verein und die inzwischen gegründete „Museumskommission“ bei der Planung und Durchführung an ganz bestimmte Auflagen gebunden gewesen, da das alte „Jagdhaus“ unter Denkmalschutz steht. „Die zuständige Stelle hat uns die Restaurierung der Außenfassade bis hin zur entsprechenden Farbgebung genau vorgeschrieben“, berichtet der pensionierte Pädagoge. Und die Museumsgestaltung im Innern soll dem speziellen ursprünglichen Charakter des Hauses und seiner Bedeutung angemessen sein, eine Maßgabe, die „mit erheblichen Kosten verbunden ist“.

Von der Landesstelle für Museumsbetreuung (Tübingen) sei man darauf hingewiesen worden, daß es wenig sinnvoll sei, eine alte Bauernstube, eine bäuerliche Schlafkammer oder Küche einzurichten, weil diese Dinge in nächster Nachbarschaft in Heimatmuseen zu besichtigen seien. Bruckner: „Daher lag es nahe, den ursprünglichen Charakter des Hauses als Jagdhaus bzw. „Forstei“ dadurch zu verdeutlichen, indem dem Bereich Jagd im Museum eine maßgebliche Rolle zugewiesen wurde.

Davon konnten sich die Sandweierer bereits im Rahmen einer Ausstellung im noch nicht fertigen Museum überzeugen. Im Untergeschoß ist ein Jagdzimmer eingerichtet, das dem Betrachter dank einer großzügigen Spende der Jagdpächter der Sandweierer Jagd zeigt, was für Tiere in ihrer Heimat leben. Eine Betonfirma hat es dem Heimatverein ermöglicht, sich die Nachbildung eines römischen Votivsteins als Beweis römischer Besiedlung in Sandweier anzuschaffen. Ein großer Mammutzahn zieht die Blicke der Hausbesucher auf sich.

Ein weiterer Schwerpunkt wird im Museum der kirchlichen Vergangenheit gewidmet. Die ist von großer Bedeutung, weil Sandweier von alters her ein Wallfahrtsort ist. Zwei Räume des Jagdhauses wurden (und werden noch) deshalb mit wertvollen Gegenständen aus dem sakralen Bereich ausgestattet. Ein eindrucksvoller Anfang ist gemacht worden. Bei den Exponaten handelt es sich überwiegend um Leihgaben, ein Wechsel der Ausstellungsstücke ist vorgesehen.

In den übrigen Zimmern wird bald die Ortsgeschichte des durch den Topinambur so berühmten Baden-Badener Stadtteils transparent gemacht werden. Noch viel Arbeit liegt vor den Aktiven des Heimatvereins (140 Mitglieder) und vor allem der Museumskommission, aber sie werden es schaffen. – Außerdem ist in absehbarer Zeit vorgesehen, das zum Jagdhaus gehörende Ökonomie-Gebäude mit landwirtschaftlichen Gegenständen einzurichten 

BT 1993 (Foto: Breyer)


Sep. 29 1993

Weitere Arbeiten ohne Spenden nicht möglich

Heimatmuseum Sandweier

Weitere Arbeit ohne Spenden nicht möglich

Beim Tag der offenen Tür konnten sich die Bürger vom Fortgang des Projektes überzeugen

 Sandweier (gl). Seinen zweiten Hock veranstaltete der Heimatverein auf dem Gelände des Alten Jagdhauses und künftigen Heimatmuseums. Zwar spielte der Wettergott nicht wie gewünscht mit, dafür hatte der rührige Heimatverein um den Vorsitzenden Friedrich Gantner einige Sehenswürdigkeiten zu bieten. Seit der letzten Veranstaltung im vergangenen Jahr hatte sich einiges verändert. Der harte Kern aktiver Mitglieder des Vereins hatte das Gebäude sowohl außen als auch insbesondere innen zu einem Schmuckstück verwandelt.

In vielen Arbeitsstunden wurden zunächst die dringenden Sanierungsarbeiten vorgenommen.

Die zweite Hauptarbeit bestand in Einrichtung der ersten Ausstellungsstücke. Maßgeblichen Anteil hatte hierbei der frühere Rektor und künftige Leiter des Heimatmusems Bruckner. In Zusammenarbeit mit Fachleuten und Helfern hat er interessante Exponate zusammengetragen, die nun in einer Ausstellung der Öffentlichkeit gezeigt wurden. Prunkstück im Haus ist zweifellos das Jagdzimmer, das teilweise mit gestifteten und erworbenen präparierten Tieren bestückt ist. Im Obergeschoß sind gleich mehrere Ausstellungen

Etliche Stücke zur Heimatgeschichte vom Mammutzahn bis zum neuesten Erwerb des Vereins, einem Modell des alten Rathause konnten besichtigt werden. Weitere Räume sind sakrale Gegenständen vorbehalten, überwiegend Leihgaben der Pfarrgemeinde. Im Mittelpunkt dort zwei alte Fenster der Friedhofskapelle, die erst vor einiger Zeit aufgefunden wurden und dringend restauriert werden müssen. Hierbei ist der Verein weiterhin auf großzügige Unterstützung angewiesen, da derartige Maßnahmen Unsummen von Geld verschlingen. Fast ununterbrochen führte Karl Bruckner interessierte Gäste durch die Räume des Jagdhauses.

Währenddessen konnte man sich im in den Seitengebäuden stärken und sich im Hof und in den Seitengebäuden stärken und sich von den angebotenen Speisen und Getränken verwöhnen lassen. Viele hatten sich noch gerne an dem großen Erfolg des vergangenen Jahres erinnert, an dem sowohl das Wetter als auch die musikalische Untermalung einen unvergesslichen Eindruck hinterließen. Aufgrund einer kurzfristigen Absage mußte man in diesem Jahr auf Musik vom Band zurückgreifen und die Sitzgelegenheiten in geschützte Räume verlegen.

Hock mit Tag der offenen Tür 1993

Trotzdem fanden viele Sandweierer den Weg zum künftigen Heimatmuseum, um sich Arbeit des Vereins zu informieren. Der erste Ansturm setzte nach dem Hauptgottesdienst und Feier bei der Statue in der Römerstraße ein. Spätestens zur Kaffeezeit nutzten etliche Interessierte sowohl die Besichtigungs – als auch Bewirtungsmöglichkeiten.

(Foto: Lippert)