Objekte im alten Jagdhaus
Objekte im alten Jagdhaus
Von Gerhard Schulz
Sandweier – Es ist im Werden, Stück für Stück kommt ins Haus, aber mit der offiziellen Einweihung ihres Heimatmuseums müssen sich die Sandweierer noch gedulden. So lange, sagen der Vorsitzende des Heimatvereins Sandweier, Friedrich Gantner, der Vorsitzende der Museumskommission, Rektor a. D. Karl Bruckner und „der Mann, der immer da ist“, Wendelin Klumpp, bis alle acht Räume komplett eingerichtet sind. – Einige sind’s schon, die restlichen will man noch in diesem Jahr mit Exponaten, die einen Einblick in die Vergangenheit geben, bestücken.
Das Haus Nr. 24 in der Römerstraße ist das älteste in Sandweier und wurde im Jahr 1602 erbaut. Bis vor nicht allzulanger Zeit war es sogar noch bewohnt. Als sich im Jahr 1987 der Heimatverein Sandweier konstituierte, liebäugelten die Gründungsmitglieder bereits mit einem Heimatmuseum. Klar, daß sie sich auf das alte Gebäude konzentrierten. 1990 erfüllte die Stadt Baden-Baden den langersehnten Wunsch und kaufte das Haus und übertrug die Verantwortung dafür dem noch jungen Verein.
Wie Karl Bruckner sagt, seien der Verein und die inzwischen gegründete „Museumskommission“ bei der Planung und Durchführung an ganz bestimmte Auflagen gebunden gewesen, da das alte „Jagdhaus“ unter Denkmalschutz steht. „Die zuständige Stelle hat uns die Restaurierung der Außenfassade bis hin zur entsprechenden Farbgebung genau vorgeschrieben“, berichtet der pensionierte Pädagoge. Und die Museumsgestaltung im Innern soll dem speziellen ursprünglichen Charakter des Hauses und seiner Bedeutung angemessen sein, eine Maßgabe, die „mit erheblichen Kosten verbunden ist“.
Von der Landesstelle für Museumsbetreuung (Tübingen) sei man darauf hingewiesen worden, daß es wenig sinnvoll sei, eine alte Bauernstube, eine bäuerliche Schlafkammer oder Küche einzurichten, weil diese Dinge in nächster Nachbarschaft in Heimatmuseen zu besichtigen seien. Bruckner: „Daher lag es nahe, den ursprünglichen Charakter des Hauses als Jagdhaus bzw. „Forstei“ dadurch zu verdeutlichen, indem dem Bereich Jagd im Museum eine maßgebliche Rolle zugewiesen wurde.
Davon konnten sich die Sandweierer bereits im Rahmen einer Ausstellung im noch nicht fertigen Museum überzeugen. Im Untergeschoß ist ein Jagdzimmer eingerichtet, das dem Betrachter dank einer großzügigen Spende der Jagdpächter der Sandweierer Jagd zeigt, was für Tiere in ihrer Heimat leben. Eine Betonfirma hat es dem Heimatverein ermöglicht, sich die Nachbildung eines römischen Votivsteins als Beweis römischer Besiedlung in Sandweier anzuschaffen. Ein großer Mammutzahn zieht die Blicke der Hausbesucher auf sich.
Ein weiterer Schwerpunkt wird im Museum der kirchlichen Vergangenheit gewidmet. Die ist von großer Bedeutung, weil Sandweier von alters her ein Wallfahrtsort ist. Zwei Räume des Jagdhauses wurden (und werden noch) deshalb mit wertvollen Gegenständen aus dem sakralen Bereich ausgestattet. Ein eindrucksvoller Anfang ist gemacht worden. Bei den Exponaten handelt es sich überwiegend um Leihgaben, ein Wechsel der Ausstellungsstücke ist vorgesehen.
In den übrigen Zimmern wird bald die Ortsgeschichte des durch den Topinambur so berühmten Baden-Badener Stadtteils transparent gemacht werden. Noch viel Arbeit liegt vor den Aktiven des Heimatvereins (140 Mitglieder) und vor allem der Museumskommission, aber sie werden es schaffen. – Außerdem ist in absehbarer Zeit vorgesehen, das zum Jagdhaus gehörende Ökonomie-Gebäude mit landwirtschaftlichen Gegenständen einzurichten
BT 1993 (Foto: Breyer)