Renovationsprotokoll
Renovationsprotokoll
von Rektor a.D. Karl Bruckner †
Die vorgesehene Renovierung und Umgestaltung des Jagdhauses in der Römerstraße in Sandweier zum Gemeindearchiv und Heimatmuseum war mir Anlaß, mich etwas intensiver mit der Geschichte dieses Gebäudes, das aufgrund seines Alters und seiner Bauweise in unserem Ort eine Besonderheit darstellt, zu beschäftigen. Die entsprechenden Forschungen sind allerdings noch nicht abgeschlossen, so daß ein genauerer Bericht darüber erst später erfolgen kann. Doch schon jetzt ist zu erkennen, daß recht interessante Ergebnisse zu erwarten sind.
Bei den dabei notwendigen Recherchen fiel mir im hiesigen Gemeindearchiv ein handgeschriebenes sog. Renovations-Protokoll auf, das bislang eigentlich wenig beachtet wurde. Es handelt sich aber dabei um die vermutlich erste genaue Aufstellung aller Grundstücke auf unserer Gemarkung nach der endgültigen Abgrenzung von der Gemarkung Iffezheim. Auf die entsprechenden Angaben in unserem Heimatbuch darf hier hingewiesen werden.
Dieses Renovationsprotokoll bildete die Grundlage für die Besteuerung der Bürger von Sandweier und wurde ergänzt durch ein „Taxationsprotokoll“, in dem die Besteuerungshöhe genau angegeben ist. Dies alles ist in einem dicken Band von ca. 800 handgeschriebenen Seiten zusammengefaßt. Es wurde in den Jahren 1806 -1808 von der großherzoglichen Amtskellerei Baden-Baden aufgestellt unter Mitwirkung des Sandweierer Schultheißen Leonhard Frank sowie der „Gerichtsleute“ Michael Baureitel und Josef Eichelberger. Als amtlicher Taxator war Schultheiß Michael Jung aus Haueneberstein bestellt, dessen Aufgabe es war, insbesonders die Bodenqualität zu „klassifizieren“. Die großherzogliche Amtskellerei war vertreten durch ihre Beamten Bachmann oder Hugenast. Dabei wurden sämtliche Häuser mit ihren Hofreiten (Hofraithen), die „Hausplätze“ (unbebaute Hofreiten), die Gärten, Äcker und Wiesen erfaßt und steuerlich veranschlagt. Interessant dabei ist, daß bei den Äckern und Wiesen die Bodenqualität berücksichtigt wurde, war sie ja die Grundlage für den jeweiligen Ertrag. Leider ist in unserem Archiv nur der erste Band dieses Renovationsprotokolls vorhanden. Es wurde dankenswerterweise von der Ortsverwaltung zur Restaurierung gegeben und ist so vom schon recht fortgeschrittenen Zerfall bewahrt worden. Die Aufstellung ist also nicht vollständig, ein glücklicherweise nur geringer Teil scheint in Verlust geraten zu sein.
Uns soll in dieser Betrachtung nur das eigentliche Dorf interessieren. Sandweier war zur damaligen Zeit ein reines Bauerndorf. Außer der Kirche und dem Rathaus gab es kein anderes Gebäude, das nicht Stallungen und Scheune hatte und Vieh beherbergte. Selbst das Schulhaus und das Pfarrhaus hatten landwirtschaftlich zu nutzende Bauten. Sandweier war ein „Straßendorf“, die Häuser standen entlang der „Dorfgaß“ und der „Landstraß“, der Verbindung von Rastatt und Baden-Baden. Dies läßt sich auch heute noch an der Lage der vorhandenen Fachwerkhäuser erkennen. Unter der „Dorfgaß“ ist wohl die heutige Römerstraße und in deren Fortsetzung die Mühlstraße zu verstehen. Kleinere Nebenstraßen, die „Groß Gaß“, die „Gaß“ oder das „Allmendgäßchen“ waren Verbindungen oder Zufahrten zu den Feldern. Sie waren meist nur an ihrer Einmündung in die Dorfgasse oder die Landstraße bebaut.