Die Zeit der Luftschiffhalle, eine kleine Zeppelingeschichte

Zur „Großen Woche“ 1910 konnte der erste Zeppelin auf dem Luftschiffhafen Baden-Baden landen. Es handelte sich dabei um den LZ 6, der Station in Oos machte, und von hier aus bei gutem Wetter täglich Rundflüge unternahm. In der komfortabel ausgestatteten Gondel hatten außer der zehnköpfigen Besatzung 12 Passagiere Platz. Ein 2 stündiger Rundflug kostete 200 Goldmark, ein teures Vergnügen, aber trotzdem waren die Flüge für lange Zeit ausgebucht.

Luftschiff über der Innenstadt von Baden-Baden

Der ursprünglich vorgesehene regelmäßige Luftverkehr konnte bis zum Ersten Weltkrieg nie ausgeführt werden, weil die Luftschiffe weder genügend Motorkraft noch ausreichende Geschwindigkeit hatten. Der LZ 6 war gerade drei Wochen in Oos stationiert, als am 14. September 1910 durch Funkenflug Feuer entstand und de Flugkörper in wenigen Minuten in der Halle verbrannte.

Nach dem Unglück waren bis 1914 viele andere Luftschiffe in Dienst gestellt, so z. B. die „Schwaben“, das die erste Postfahrt unternahm, „Viktoria Luise“ und „Sachsen“.

Während des Ersten Weltkrieges war der Luftschiffhafen Baden-Baden stillgelegt, danach hatte die Luftschiffbau-Gesellschaft das Interesse an einer Weiterbenutzung verloren. Die Siegermächte hatten auch jeglichen Flugverkehr im Grenzgebiet untersagt und gemäß dem Versailler-Vertrag mußte die Halle für den Flugverkehr unbrauchbar gemacht werden. Schließlich wurde sie im Jahre 1921 demontiert und der Luftschiffhafen entwickelte sich im Laufe der Zeit zum Verkehrsflugplatz. Zwar war die Zeppelin-Aera nur kurz, jedoch ist es den Bemühungen des damaligen Oberbürgermeisters zu verdanken, daß Baden-Baden immer dann auch genannt wird, wenn man von dem genialen Lebenswerk des Grafen von Zeppelin spricht. Die Einzelteile der Halle wurden so gut wie möglich noch verkauft und es ist fast nicht zu glauben, aber lautere Wahrheit: Die Halle steht – allerdings etwas niedriger- in dem kleinen Weiler Richtberg im Landkreis Breisgau/Hochschwarzwald. Sie wird heute als Sägewerk genutzt. Somit ist gesichert, daß die imposante Halle mit dem weitgespannten, mehrfach geknickten Dach und mit der einmaligen filigranen Architektur der Nachwelt erhalten bleibt.

Die Zeppelinflüge bei herrlich schönem Wetter waren besonders für die Sandweierer jeweils ein Ereignis für die Erwachsenen, und erst recht für die Kinder. Und diese Tatsache darf man immer wachrufen und auch die heutige Jugend fiebert danach, vom ehemaligen Zeppelin und seiner Halle etwas erzählt zu bekommen. Es soll auch wieder ins Gedächtnis gerufen werden, daß der „Graserwachs“ des Platzes fast ausschließlich Sandweierer Landwirte verpachtet war und dadurch viele Einwohner einem Start oder einer Landung unmittelbar zusehen oder gar behilflich sein konnten.

Es muß zu diesem Thema noch angeführt werden, daß ein Bürgersohn namens Erwin Burkart (geb. 1891) beim Zeppelin-Luftschifflbau in Friedrichshafen tätig war.

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