Geschichtsdaten in Kürze von 1722 bis 1799

Aus den Rechnungsbüchern der Gemeinde Sandweier

Wie die meisten Gemeinden der Umgebung war auch Sandweier beim Überfall der französischen Streitmacht im Jahre 1689 ein Raub der Flammen geworden. Daher reichen die Aufzeichnungen des Gemeindearchivs auch nur bis zu diesem Datum zurück.
Aus den weit über tausend Seiten Aufzeichnungen wird hier ein kleiner Teil bedeutsamer und anekdotenhafter Berichte für die Zeit von 1722 bis 1950 und ergänzend bis in die Neuzeit chronologisch aufgeführt. Sie zeigen auf ihre Weise die Entwicklung des Hardtdorfs Sandweier und seiner Bevölkerung von der Vergangenheit bis zur Gegenwart.

Um die nachfolgend häufig benützten Währungseinheiten fl und kr besser einordnen zu können, wird folgende Erklärung hierzu gegeben: Bis 1872 wurde im Land Baden die alte Markgräfliche Landmünze, ein Gulden (Florentiner), gebraucht. Die Abkürzung für einen Gulden ist 1 fl nach der Stadt Florenz, in der die Münze zuerst geprägt wurde. Der Wert des Gulden schwankte im Laufe der Jahrhunderte. Ebenso änderte sich auch immer wieder die Form des Gulden. 60 Kreuzer (kr) ergaben einen Gulden. Daher gilt: 60 kr = 1 fl
Das ebenfalls einige Male angegebene Flächenmaß 1 Morgen entspricht 36 a oder 3 600 qm.

 Chronologie von 1799 bis 1722

  1799

Erneut müssen Einquartierungen geduldet werden. Das Oberamt Baden erhält die Auflage, für 4 526 Portionen Brot, 4 531 Portionen Hafer und 4 564 Portionen Heu zu sorgen.
Der Anteil, den die Gemeinde Sandweier dazu beizutragen hat, beträgt 472 Pfund Brot, 11 Malter 2 1/2 Simmere Hafer und 23 Zentner 80 Pfund Heu.
Im Ort gibt es zwei Schmiede, Nicolas Walter und Sebastian Boßler.
 Der Bürgermeister ist nicht nur für Verwaltungsangelegenheiten zuständig. Im Diätenbuch findet sich auch folgender Eintrag:
… hab ich das Dor an dem Herrschaftshof zugemacht und den Pfosten eingekrabe . . .
hat es neben dem Bäcker ein sogenanntes Backhaus gegeben, das die Bürger benutzen konnten.

1797

Die Verluste, für die Schulmeister Schwall im vorhergehenden Jahr Entschädigung verlangt hat, werden ausgeglichen.
Die Bürger erhalten überdies auf Gemeindekosten eine „Zehrung gereicht“. Beim Kronenwirt Schäfer beläuft sich die Rechnung dafür auf 16 Gulden 20 Kreuzer, der Grüne-Baum-Wirt erhält 16 Gulden 50 Kreuzer.

1796

Im Namen der Bürger beschweren sich der Wirt des Grünen Baumes, Anton Müller, und der Schulmeister Schwall über das Verhalten der einquartierten Truppen. Um den Nahrungsbedarf der Soldaten zu decken, seien die Lebensmittel der Bürger requiriert worden. Der Lehrer schreibt: 1 so daß ich selbst mein eigenes Rind geschlachtet habe, und es statt der Bürgerschaft, denen Officier, und gemeinen Soldaten zur Nahrung abgeben . . .“ Dafür wird Entschädigung verlangt.
Die Sandweierer Bürger werden aufgefordert, im Gelände liegende „tote Körper“ einzusammeln. Beim Adlerwirt Gantner in Haueneberstein wird dafür eine Zehrung ausgeteilt.

1795

Neben anderen liegen folgende Unterlagen über „Einnahm Geld“ vor: „Beitrag zur Unterhaltung des Pfarrhaus:
Ein jeweiliger Pfarrherr hat der Gemeinde jährlich wegen Unterhaltung des Pfarrhauses 5 Gulden beizutragen, welche der jetztmalige Herr Pastor Weiß ausgeliefert hat mit 5 Gulden“
oder: „Hauszins: Grünbaumwirth Müller hat auf dem Rathhaus Tanz gehalten und daher bezahlt 30 Kreuzer“
Georg Schwall, der immer noch Schulmeister ist, erhält für die Tätigkeit als Kirchenorganist 2 Malter Korn, sowie 4 Simmere Korn für das Bedienen der Kirchenuhr.

1794

Für das zu Sandweier gehörige, über dem Rhein gelegene „Galabri Feld“, das an die dortige Gemeinde Beinheim verliehen ist, beläuft sich der jährliche Zins auf 200 Französische Francs.
Die Soldaten des kaiserlichen Heers, die während des St. Walburgis Fests paradieren, erhalten dafür 3 1/2 Gulden.
Pulver zum Böllerschießen wird bei Josef Hermann in Stollhofen besorgt.
Simon Herr lernt in Rastatt das Trommeln. Die Unterrichtskosten begleicht die Gemeinde.

1793

Aus diesem Jahr liegt ein ausgedehntes Verzeichnis über Gemeindeausgaben anläßlich der Einquartierung und Verköstigung von Truppen vor.
Man findet darin zum Beispiel folgende Eintragungen:
„Was Jacob Eichelberger der Kronenwirth in Sandweyer im Jahre 1793 vor die Gemeind hat ausgeleget, denen K. Kaiserlichen Hauptleuth, Officir, Quartirmeister vor Kost, Wein, Hau und Haber hergeben   27 Gulden“

Weiter führt der Schultheiß aus:
„Am 14. April habe ich einem Hauptmann und Officir samt drei Bedienten welche bei mir Lichter zur Wacht, in den Stall in ihr Zimmer gebraucht  20 Kreuzer“
So finden sich noch eine Reihe von Ausgaben für Holz, Heu, Korn, Hafer oder Zehrung. Besonders der Bedarf an Beleuchtungsmaterial steigt enorm an. Während sich die Ortseinwohner mit Kienspan begnügen, werden für die Soldaten Wachs- und Öllichter sowie eine erhebliche Menge an Fischtran benötigt. Diese Dinge werden vorwiegend aus Rastatter Handelsgeschäften bezogen.
Ersatz geleistet wird von der Gemeinde auch für einen Heuwagen, den Franz Jerg Schulz und David Eichelberger beim Rückzug über den Rhein an der Front verloren haben. Auch der Schultheiß und der Bürgermeister erhalten für die zusätzlichen Mühen während der Kriegszeit ein Sondergehalt.
Bei den einquartierten Truppen handelt es sich um Teile des Heers, das im 1. Koalitionskrieg auf österreichisch/preußischer Seite gegen das revolutionäre Frankreich kämpft. Zu diesen Koalitionstruppen stellt auch der Markgraf von Baden 1000 Mann als Hilfstruppen zur Verfügung.
Weitere von Krieg und Einquartierung unabhängige Ausgaben entstehen u.a. für die Bezahlung des Tagwächters Andreas Schaum, der mit 25 Gulden im Jahr entlohnt wird, sowie für die beiden Nachtwächter Georg Mühlfeit und Jacob Schulz. Des weiteren stehen der Dorfschütz und drei Hirten auf der Lohnliste der Gemeinde.

1792

In der Kirche wird die alte Bestuhlung entfernt. Die neuen Bänke werden von dem Iffezheimer Schreiner Ludwig Gartner gefertigt.
Man überlegt sich, ob die Ortsstraße mit Kopfsteinpflaster befestigt werden solle.
Im Ausgabenbuch ist der Einkauf von 8 Pfund Fischtran verzeichnet, der für die Beleuchtung der Wachstube benötigt wird.
1792 wird eine neue Hebamme gewählt. Zur Wahl gehen zu diesem Zweck die „Weiber“ der Bürger. Erst beim dritten Wahlgang kann ein Resultat erzielt werden. Für die Stimmabgabe wird jeder der 47 Wählerinnen ein Schoppen Wein und ein Brot gereicht.
Die Ziegelhütte in Iffezheim muß dringend repariert werden, z.T. sogar neu erstellt werden, unter Beteiligung unserer Gemeinde.

1791

„Nachdem des Regierenden Herrn Markgrafen zu Baden gnädigst gewünscht haben das bisherige Amt Baden zu einem Oberamt zu erheben, so sind demselben auch noch folgende Ortschaften zugeteilt worden, nämlich:
A., aus dem Oberamt Rastatt 1. der Ort Haueneberstein
B., aus dem supprimierten Amt Stollhofen 2. der Ort Sandweier
C., aus dem Amt Steinbach 3. der Staab Sinzheim“
Wie aus dieser Unterlage hervorgeht, ist eine Änderung der herrschaftlichen Verwaltungseinheiten erfolgt. Das Amt Stollhofen wird aufgelöst, das vormals adlige Amt Baden wird zum Oberamt erhoben; diesem wird auch der Ort Sandweier zugeteilt. So müssen jetzt auch alle Abgaben und Steuern an die Amtskellerei in Baden entrichtet werden.

1790

Auch 1790 ist die Bannteilung mit Iffezheim noch nicht endgültig erledigt. So findet man in den Aufzeichnungen der Tagesarbeiten des Schultheißen unter anderem folgende Bemerkungen:
15. April:
Bin ich mit dem Schultheißen von Iffezheim zu Rastatt gewesen, und die Abschriften von abgehaltenem Protokoll, über die Banntheilung abgeholt, und anbei um weiteren Verhaltungsbefehl angestanden.
20. April:
Habe auf oberforstamtlichen Befehl ein Einwilligungsattestat aufgesetzt welches mit allen bürgerlichen Namen unterzeichnet worden, daß nach besehenem Vorschlag wir die Banntheilung eingehen wollen …
Unter der Rubrik „Einnahm Geld“ werden verschiedene Bürger aufgeführt, die, weil sie ihr „bürgerliches Gabholz einem anderen gegen das Verbott zu kaufen gegeben haben“, mit einer Geldstrafe belegt werden.
An Ausgaben werden neben anderen auch die Kosten für 4000 Ziegel verzeichnet, die der Bürger Wilhelm Brenneisen zur Neudeckung der „Wint-mil“ (Windmühle) erhält. Auch für Prozessionen macht die Gemeinde verschiedene Aufwendungen. So erhält Jacob Kratzer für das „Ziehen des Blasbalgs“ 3 Gulden und 45 Kreuzer.
In den Unterlagen taucht der Name „Gukkenloch Gass“ auf. Gemeint ist damit vermutlich der damalige Badweg (heute Richard-Haniel-Straße). Die Brücke, die dort über die Oosbach führte, war die: Gukke-luke-Bruck.
Zum wiederholten Mal wird davon berichtet, daß in den Ettlinger Hardtbruchwiesen das Heu gemacht werden muß.

Die Hardtbruchwiesen waren ein Teil der Gemarkung Ettlingen, für den die Stadt es unterlassen hatte, die Steuern zu bezahlen. Zur Strafe hatte die Herrschaft schon im 17. Jahrhundert diese Wiesen an sich gezogen. Es war nun Aufgabe der verschiedenen Gemeinden im Herrschaftsbezirk, diese Wiesen zu mähen und sauberzuhalten.

1789

Die Wittumhofbauern (Pächter der Pfarrgüter), die auch Stier- und Eberhalter sind, heißen Jacob Eichelberger der Alte, David Eichelberger, Jacob Eichelberger der Kronenwirt und Anton Ullrich. Dafür, daß sie „die Farrenstier zu halten schuldig, wurde von eingezogenem Faselkorn wie gewöhnlich . . .“ insgesamt vier Malter bezahlt.
Es existiert noch die Windmühle – Gewann „Windmühl“ -. Der Bürger Wilhelm Brenneisen erhält zur Neudeckung des Mühlendaches 4000 Ziegel aus der Iffezheim und Sandweier gehörenden Tiegelhütte bei den Lehmlöchern in Iffezheim.

1788

Immer noch finden Verhandlungen über die Abtrennung von Iffezheim statt, da man mit der Vermessung nicht einverstanden ist.
Am 30. November wird deshalb vom Bürgermeister eine gegen die ungleiche Teilung gerichtete Klageschrift verfaßt.
Auch diese Schrift ist, wie der eigentliche Teilungsvertrag, nicht zu finden.
Die Mühle ist im Besitz von Michael Schmalholz.

1787

Die Streitereien mit der Gemeinde Iffezheim wegen der wirtschaftlichen Trennung gehen weiter.
Hauptmann Vierordt, der auch schon im Jahre 1782 einmal in den Büchern erwähnt worden ist, nimmt erneut eine Abmessung des Bannes vor.
Am 24. März sind der Schultheiß Georg Frank, die beiden Gerichtsmänner Anton Merkel und Franz Braunagel sowie die Bürger Jacob Eichelberger der Alte und Johannes Peter der junge in Stollhofen. Dort werden die gegenteiligen Schriften über die „Abtheilung“ des Bannes vorgelegt und es wird ein Vergleichsvorschlag gemacht.
Eine erneute Vermessung der ehemals gemeinschaftlichen Waldungen wird von den herrschaftlichen Geometern Tulla, Steiner und Götz vorgenommen.
Erstmals ist in diesem Jahr von der Schnapsbrennerei zu lesen:
Per Datum vom 9. Februar erhielt Johannes Ullrich die Erlaubnis, auf eine unbestimmte Zeit „Brandeweinbrennen und solchen ohmweiß verkaufen zu können.“
Für diese Konzession zahlt Johannes Ullrich jährlich 1 Gulden und 30 Kreuzer.

1786

Das einschneidende Ereignis in diesem Jahr ist der Beginn der Verhandlungen wegen der „Abtheilung des Banns“ mit Iffezheim, also der wirtschaftlichen Trennung der beiden Gemeinden.
Wegen dieser „Abtheilung“ machen der Schultheiß und der Bürgermeister verschiedene Reisen nach Stollhofen, Schwarzach, Karlsruhe und Pforzheim:
10. Juni:
„Bin zu Schwarzach gewesen und Herrn Hofrath abermahls ermahnet und gebetten die Untersuchung deren Bürgerbücher und Rechnungen zwischen beide Gemeinden Iffezheim und Sandweyer einmal vorzunehmen.“
oder:
zu Rastatt gewesen, und bei fürstl. Oberforstamt die Anzeig gemacht, daß hiesige Gemeinde nicht anderst gesonnen seye als das eine Abtheilung des Bannes mit Iffezheim vorgenommen werden solle, und vorerst darnach jede Gemeind ihren Antheil Weydplätze zu Matten anlegen könne …
Sept.:
Am 13. und 14. sind wir drei Deputierte zu Karlsruhe gewesen und bei Herrn Oberjägermeister wegen Abtheilung des Bannes und Waldung den Vortrag gemacht . .
Aber auch andere Ereignisse gibt es im Dorf. So bricht unter anderem die Schweinepest aus. Die kranken Tiere werden mit Essig behandelt; überdies wird ein Arzt namens Kropf (oder Knopf) wegen der Schweine konsultiert. Die Veterinärskosten in Höhe von 3 Gulden 40 Kreuzer übernimmt die Gemeinde.

1785

Erneut ergeben sich Hinweise auf den Fischfang. Eine bei Kartung „befindliche Lache“, in der Fische gezüchtet werden, wird verpachtet. Es handelt sich bei dem Gewässer um Reste des ehemaligen Landsees.
Wie so oft, müssen auch in diesem Jahr die Einwohner Soldaten einquartieren.

1784

Auch in diesem Jahr scheinen die Heuschrecken überhand genommen zu haben, denn am 10. Juni begibt sich der Bürgermeister nach Iffezheim und verhandelt mit dem dortigen Schultheißen und dem Müller über eine Umleitung des Sandbachs auf das Bruchgelände. Der Bach soll „durch Frohnleute geschwellet (gestaut)“ und auf die Matten abgeleitet werden, damit das Wasser dort die Heuschrecken vertreibe.
Zu diesem Zweck werden auf dem Iffezheimer Wörth mit 50 Fröhnern Faschinen (Reisiggeflechte) gemacht.
Aus den Auflistungen anläßlich der Feier zur Geburt des Erbprinzen ergibt sich, daß Sandweier im Jahre 1784 78 Bürger zählt.
Zu dem Freudenfest zahlt die Gemeinde die gesamten Kosten für Wein und „Brod“. Im einzelnen ist festgehalten:
„Herrn Pfarrer Schultheiß
6 Gerichtsmänner, jedem 78 Bürger, jedem
6 Wittmänner, jedem 2 Hebammen, jeder 11 Wittweiber, a
31 ledige Personen a
36 von „jüngeren ledige Mannschaft“, jedem
66 Schulkinder, welche in der Schulstube versammelt
8 Maß Wein ausgetheilet und jedem 1 Brod gegeben worden.
Ferner wurde den Männern und Weibern welche sich auf der Bürgerstuben beim Tanz lustig gemacht an Wein und Brod ausgegeben 4 Gulden und 15 Kreuzer.“
Insgesamt werden 29 Gulden und 55 Kreuzer bezahlt.
1 Maß Wein und 4 Brod 1 Maß Wein und 4 Brod 3 Schoppen und 3 Brod
1/2 Maß und 2 Brod 1 Schoppen und 1 Brod 2 Schoppen und 2 Brod 1 Schoppen und 1 Brod 1 Schoppen und 1 Brod 1 Schoppen und 1 Brod gewesen sind zum Andenken

1783

Ein wichtiges Ereignis in der Markgrafschaft ist im Jahre 1783 die Aufhebung der Leibeigenschaft der Bauern durch Karl Friedrich von Baden.
Zum Dank und als Zeichen der Achtung vor dem Fürsten werden im ganzen Land Freudenfeste gefeiert.
Im Rechnungsbuch der Gemeinde Sandweier findet sich 1783 unter anderem ein Hinweis auf das Betreiben von Fischfang. Eine beim Rieder Bruch gelegene „Lache“ ist für sechs Jahre an Wilhelm Braunfuß verpachtet, der dafür jährlich 1 Gulden und 30 Kreuzer an die Gemeinde bezahlt.
Eingenommen werden auch 1 Gulden 45 Kreuzer an „Tanzgeld“.
Die Tanzveranstaltungen dieser Zeit fanden im Rathaussaal statt, so daß auch die Einnahmen aus diesen Festen an die Gemeinde flossen.
Weil er mehrere Male „in denen Fronen ausgeblieben“ ist, d.h., nicht zum Frondienst erschienen ist, muß Jacob Babian 1 Gulden und 5 Kreuzer Strafe bezahlen. Selbstverständlich hat die Gemeinde auch Ausgaben. Erwähnt sind darunter 3 Gulden, die der Schulmeister Schwall für das Trauerläuten beim „Absterben Ihrer Durchlaucht
Gräfin von Baden“ erhält. Ebenfalls wird ihm der Betrag von einem Gulden ausbezahlt für das Beschaffen von Schön- und Rechtschreibvorschriften.
Weitere Ausgaben werden für die Bezahlung von Handwerkern verbucht. Darunter finden sich der Maurer Franz-Josef Butscher, der Schmied Anton Merkel und der Glaser Michael Beck. In anderem Zusammenhang wird der Seiler Michael Müller erwähnt. Auch drei Nachtwächter werden aufgeführt. Lorenz Peter, Jacob Schulz und Jacob Kratzer sorgen für Ordnung während der Nachtstunden und werden dafür mit 25 Gulden Jahreslohn bezahlt.
Zur Musterung, die in Stollhofen stattfindet, begleitet der Schultheiß die „ledige Mannschaft“.
Aus dem „Sandweyer Heiligen“, dem Heiligenfonds, wird auf Corporis Christi für Brot und heiliges Öl 6 Gulden und 13 Kreuzer beigetragen.

1782

Ein langer Nachsommer mit anhaltender Trockenheit führt zu einer Heuschreckenplage.
In Eberstein werden Pflastersteine für die „neue Straße“ geholt. Es ist anzunehmen, daß damit die alte Dorfstraße gemeint ist, die durch Befestigung und Ausbesserung wieder erneuert wird.
Schon in diesem Jahr wird vom „Kiesführen“ vom Bruchrain geschrieben.
Als Exklaven der Gemeinde werden genannt: der Ochsengrund, Köpfel und, über dem Rhein, Gallabery (Kallaberich) und die Werb bei Beinheim.
Erstmals wird von Grundbirnen gesprochen
Die Kartoffel (Grundbirne, daher auch „Grumbiere“ ) war zwar schon um 1560 von Amerika nach Spanien gelangt, wurde in Deutschland auch schon anfangs des 17. Jahrhunderts erstmals angepflanzt, fand aber erst im 18. Jahrhundert ihre Verbreitung.
Den Ofen im Pfarrhaus liefert Franz Kutz aus Haueneberstein.

1781

Es sind am 12. und 13. Juni der Schultheiß Michael Schulz und Michael Herr, der Bürgermeister in Straßburg gewesen, um bei Herrn Edel, dem Glockengießer „unsere zerspalttene Glock“ umgießen zu lassen. Damit werden zweieinhalb Tage „zugebracht“, und es entstehen Diäten in Höhe von 5 Gulden und 45 Kreuzern.
Am 26., 27. und 28. Juli sind der Schultheiß und der Bürgermeister wieder in Straßburg und holen die umgegossene Glocke ab, die mit dem Schiff bis Iffezheim gebracht wird. Gleichzeitig wird die „Licenz von Herrn Decano verlanget und auch erhalten, daß durch Herr Pfarrer die Glock im Ort gewyhen werden dürfe“.
In Sandweier gibt es einen Bäcker namens Anton Müller und einen Bäcker Michael Ullrich, der Wagner heißt Anton Plank (Blank).

1780

Die Einwohner sind unzufrieden mit dem Pfarrer. Aus diesem Grund begeben sich der Schultheiß und der Bürgermeister von Iffezheim zum Hofrat und zeigen an, daß „wir wegen unseren Mißvergnügenheiten von Herrn Pfarrer nicht wohl fast länger gedulten könnten“. Mit dem gleichen Anliegen wenden sich der Schultheiß und zwei Gerichtsmänner an die Äbtissin zu Lichtental.

1779

17 Bürger haben „wider das Verbot sich angemaßt“ und vorzeitig Rüben geerntet. Für dieses Vergehen wird jedem eine Strafe von 15 Kreuzer auferlegt.
Die Gemeinde ist angewiesen, über die Amtskellerei an den Fürsten die „Römer Monath Gelder“ (Kriegssteuer) abzuführen.
Um beim Land-Oberjägermeister mit der Bitte vorstellig zu werden, daß man das Bürgerholz aus dem Walde frühzeitig abfahren dürfe, müssen die beiden Schultheißen aus Iffezheim und Sandweier (M. Schulz) nach Pforzheim reisen. Die Reise nimmt „drei harte Wintertage“ in Anspruch. Für Reisegebühren, Mahlzeiten und die Entlohnung des Dienstburschen, der die Pferde füttert, werden insgesamt 4 Gulden und 36 Kreuzer aufgewendet. Die Übernachtung ist frei.
Die Handwerker Martin Walter (Schmied) um Holzkohle zu bereiten, Antoni Merkel und Antoni Müller (Bäcker) erhalten jeweils 4 Klafter Holz und bezahlen dafür an die Gemeinde je 1 Gulden.

1778

Der Kirchturm wird repariert.

In Rastatt wird Wachs gekauft für das „Beinhäusl“, das die Gemeinde „zur guten Meinung zu Ehren der sieben Schmerzen Mariä und zum Trost der abgestorbenen Christgläubigen“ errichtet hat. Jeden Samstag wird im Beinhäusl, das sich neben der Kirche im Friedhof befindet, Andacht gehalten.
Bürger, die aus fremden Gemeinden nach Sandweier kommen und dort wohnhaft werden, zahlen Bürgergeld. Bernhard Fritsch, gebürtig in Schiftung (Amt Steinbach), zahlt an die Gemeinde Sandweier sieben Gulden. Für seine aus „Eberstein“ gebürtige Ehefrau zahlt Fidelius Pfetzer drei Gulden.

1777

Aus dem Jahr 1777 finden sich verschiedene Rechnungen von Prozessionen. Am 8. Mai führt eine solche nach Rastatt; es gab Prozessionen nach Iffezheim und zu den Drei Eichen. Für sieben Männer, zwei Singjungfrauen und zwei Buben werden 3 Gulden 30 Kreuzer bezahlt.
An Fronleichnam, dem 29. Mai, erhalten die Kirchensinger 10 Gulden 28 Kreuzer. Eine weitere Abrechnung erscheint am 4. Juli für eine Prozession zu Drei Eichen an Maria Heimsuchung. Den Musikanten wird für ein gehaltenes Musikamt die Summe von 55 Kreuzern ausbezahlt. Davon erhalten der Schulmeister 16 Kreuzer, die vier Violinisten 24 und die drei Vorsingerinnen 15 Kreuzer.

1775

Da die Gemeinde viel Laubwald hat, fällt eine große Ernte an Eicheln und Bucheckern an. Für die Eckerich-Rechte werden an das fürstliche Oberforstamt 10 Gulden und 40 Kreuzer bezahlt. Der Ecker-Schweinehirt erhält für zehn Wochen 12 Gulden. Jene Bürger, die keine Schweine in den Eckerich „getan“ haben, erhalten 38 Gulden 45 Kreuzer erstattet.

1773

Aus dem Gras- und Holzerlös, den sich die Gemeinden Iffezheim und Sandweier im Verhältnis von 4/7 zu 3/7 teilen, erhält Sandweier im Jahre 1773 ganze 306 Gulden.

1772

Das Bildstöckchen, das heute noch an der Ecke Pfarr-Riederstraße zu sehen ist, wird aufgestellt.

Da den beiden Gemeinden Iffezheim und Sandweier durch die Anlage des Tiergeheges in der Geggenau ein beträchtlicher Schaden entstanden ist, den die Pachteinnahmen nicht decken, wenden sie sich am 16. Juni 1772 an den Markgrafen mit der Bitte, den „Thiergarten“ zu entfernen. Für Sandweier unterzeichnet der Schultheiß Hans Georg Peter das Schreiben.

1771

Die Gemeinde ist gut situiert, kann an Bürger Gelder ausleihen und stiftet zum Bau der Sinzheimer Kirche 61 Gulden.

Mit dem Ende der Markgrafschaft Baden-Baden fiel das Gebiet, zu dem auch Sandweier gehörte, an den Markgrafen Karl-Friedrich von Baden-Durlach. Dieser ließ von den neu erworbenen Orten Bevölkerungsstatistiken aufstellen. Sandweier zählte im Jahre 1771 demnach 391 Einwohner. Für die Nachbargemeinden werden folgende Zahlen festgestellt:

Amt Stollhofen: Iffezheim 605, Hügelsheim 356, Ottersdorf 337, Wintersdorf 348,

Amt Baden: Oos 359, Balg 282

Amt Rastatt: Haueneberstein 476, Niederbühl 416, Rastatt 1805

1770

Das Pfarrhaus Ecke Iffezheimer-/Pfarrstraße wird erstellt. Erbauer ist die bürgerliche Gemeinde. Das untere Stockwerk ist mit Mauersteinen erstellt, das obere als Fachwerk. Im Hof standen noch Stall und Scheuer.
Es wird eine neue Feuerspritze angeschafft, die 89 f136 kr kostet. Für Fischschmalz und Talk werden 42 kr ausgegeben. Die Schläuche sollen damit eingefettet werden.

1768

Die Friedhofmauer am alten Friedhof wurde entweder neu erstellt oder erweitert. Es wurden gebrochene Steine, backene = Backsteine und Kalk gekauft.
Für ein an der Straße nach Rastatt aufgerichtetes Kreuz wurden an Karl Schottmüller, dem Steinhauer aus Haueneberstein 58 fl 11 kr bezahlt. Das Kreuz steht heute an der B 3 Abzweigung Wittweg am französischen Exerzierplatz. Es ist jetzt eine Betonkopie. Das Original wurde bei einem Autounfall vernichtet, dann behelfsmäßig restauriert und steht heute an der Südfassade des Museums in Rastatt. Die Anschaffungskosten zahlte im Jahre 1768 die bürgerliche Gemeinde, heute ist es im Besitz der Pfarrgemeinde.

1767

Zu jener Zeit war die kirchliche Trauung obligatorisch, sie galt auch vor dem Gesetz. Ein Ortsfremder wollte sich nicht kirchlich trauen lassen. Er hieß Jacob Backenstoß, er wurde auf dem Rathaus getraut und mußte dafür 30 Kreuzer bezahlen.
Zum Unterhalt des Militärs bezog der herrschaftliche Hof von den Gemeinden eine zusätzliche Steuer, die sogenannte Gardesteuer.

1766

Die Jahresrechnung wird vorgelegt und zwar jeweils am Dreikönigstag = 6. Januar. Es wurde u. a. an Pachtzins eingenommen in Reichswährung 458 fl von der elsässischen Gemeinde Beinheim, von Neuhäusl 130 fl.
Die Gesamteinnahmen machten 1273 fl, die Ausgaben 968 fl aus. Von den Ausgaben gingen allein 414 fl an den herrschaftlichen Hof. Diäten 225 fl, verbaut wurden 238 fl.

1765

Das Jahr war gezeichnet durch eine große Maulwurfsplage. Es muß ein sehr trockenes Jahr gewesen sein. Zur Bekämpfung der Plage hat die Gemeinde 15 Gulden ausgegeben. Die Maulwurfsschwänze mußten aufs Rathaus gebracht werden und danach wurde entlöhnt.
Nach einer vorhandenen Liste gab es folgende Familiennamen: Aichelberger mit A geschrieben, Braunagel, Findling, Blank, Burkart, Babian, Bleich, Deschler, Denny, Frank, Görig, Greß, Herr, Kratzer, Mühlfeit, Müller, Peter, Pflüger, Rauch, Reiß, Schäfer, Schulz, Schindler, Tschan, Ullrich.
Der Name Pflüger wurde damals mit „ie“ geschrieben. Der Name Peter – Petter – war am stärksten vertreten.

1763

Für Zugezogene wird ein Bürgergeld von 20 Gulden erhoben.

1760

Zum ersten Mal findet man den Eintrag, daß von der Gemeinde für die Chorsinger, wie man sie damals nannte, 3 fl und 35 kr ausgegeben wurden.

1756

Am 17. August 1756 hat der Markgräfliche Hof mit den Gemeinden Sandweier und Iffezheim einen Vertrag abgeschlossen, wonach für die Erstellung eines herrschaftlichen Tiergeheges in der Geggenau alljährlich 70 Gulden an die Gemeinden zu zahlen waren.

1733

Bürgermeister Simon Peter. – Schultheiß Hans Martin Schäfer.
„Item wir zu Fastnacht Schudig Kuchen überbracht nach Iffezheim“, dabei ist verzehrt worden 1 fl 20 kr. Dazu macht der Gemeindeprüfer den Vermerk, daß die Übergabe des „Schudig Kuchens“ an die Gemeinde Iffezheim unterbleiben muß.

1732

Der Gemeinde standen damals vor: der Bürgermeister, der Vogt oder Schultheiß und weitere vier Männer des Gerichts. (Ab 1831 nannte man die Gerichtsmänner Gemeinderäte. Ihre Zahl wurde dann auf sechs erhöht. Diese Gemeinderäte hatten in ihrer Funktion mit der Gerichtsbarkeit nichts mehr zu tun.)
Die Rüg- oder Ruggerichte hatten maßgeblich mit kleineren Vergehen zu tun, aber deren gab es damals in hohem Maße. „Item, aß man den Roßhirten gedingt hat“ steht geschrieben. D.h. der Roßhirt wurde wieder für ein Jahr „angestellt“ um 23 fl. „Item, aß man das alte Rathaus abgebrochen hat“, ist von der Gemeinde an Wein und Brot für 4 fl 36 kr verzehrt worden. Daraus geht hervor, daß das alte Rathaus 1732 abgebrochen wurde. Im gleichen Jahr begann man mit dem Neubau.

1730

Bürger werden dazu herangezogen, Frondienst in der Gemeinde zu leisten, so zu Waldarbeiten, zum Wegebau, die Bäche reinigen, Gräben neu anlegen.

1726

Schon in den vergangenen Jahren hat man jeweils sogenanntes „Holländerholz“ verkauft. Es wurde mittels Flößen nach Holland verfrachtet und dort zum Schiffsbau und als Fundament für Wohn- und Gewerbebauten verwendet, weil der urige Boden dort nicht stabil genug ist, Häuser zu tragen. Holzstämme aus Eiche haben eine unbegrenzte Haltbarkeit, solange sie im Wasser sind.

1725

An Allerseelen war ein Kapuzinerpater da und hat den Gottesdienst gehalten. Er bekam dafür 22 Kreuzer.

1724

Sandweier hatte zu dieser Zeit 67 Häuser. Von diesen wurde die Akzise – Steuer – erhoben. Pfarrer Ingelbert Meneris bekam die Erlaubnis, an Sonn- und Feiertagen eine Frühmesse zu lesen.

1723

An Fastnacht gab es einen allgemeinen Verzehr, der dann 6 fl ausmachte. Ein Franziskaner-Pater hält Gottesdienst am Gründonnerstag, Karfreitag, Karsamstag und bezieht dafür 1 Gulden.
Für die Prozession „in das Korn“ – Bittprozession – erhielt er 35 Kreuzer. (Es ist anzunehmen, daß zu jener Zeit kein Pfarrer im Dorf war). Aus Ebersteinburg wurde Kalk bezogen zur Schulhausrenovierung. Ziegel kamen von der mit Iffezheim gemeinsamen Ziegelhütte.

1722

Die Gemeinde gehört dem Amt Stollhofen an.

(Quelle: erstes Heimatbuch Sandweier)


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