Geschichtsdaten in Kürze von 1900 bis 1945

Baustelle, hier wird noch gearbeitet!

1945

In einem Brief an Bürgermeister Ullrich beklagt sich ein Sandweierer Bürger über die „gesunkene Moral“ seiner Mitmenschen.
Die Außenstelle Sandweier des Lagers Iffezheim wurde am 10. April 1945 aufgegeben und seine Insassen nach Dachau transportiert.
Am 11. April 1945 wurde die Ostalbrücke durch einige deutsche Pioniere noch sinnlos gesprengt.
Am 12. April 1945 wurde Sandweier von den französischen Truppen besetzt.
Sofort nach Beendigung des Krieges beginnt man mit der Wiederinstandsetzung der Kirche und des Kirchturms, die durch Beschuß in den Jahren 1940 und 1945 beträchtlichen Schaden erlitten haben. Ebenfalls beschädigt bzw. teilweise zerstört wurden 71 Wohnhäuser und Ökonomiegebäude.
Die französische Ortskommantur wurde im Hause von Gouido Müller (heute Apotheke) eingerichtet.
Adolf Schwab wird von den Besatzungsmächten zum Bürgermeister ernannt. Franz Fahrländer und Anton Kratzer werden Polizeiwachtmeister.

1944

Die Schule hat zum 1. September 1944 ihren Unterricht eingestellt. In die leeren Klassenzimmer zogen im Oktober reichsdeutsche Flüchtlinge aus dem Elsaß ein.
Im Spätsommer wurden 39 ältere Männer zu Schanzarbeiten und zum Stellungsbau an die Rheingrenze abkommandiert.
Ab Mitte Dezember lag Sandweier wieder im Feuerbereich der jenseits des Rheines aufgezogenen französischen Artillerie und den fast tglichen Angriffen der Jagdbombern die auch einzelne Personen auf den Feldern jagdten.

1943

Mitte Oktober 1943 wurde in Iffezheim ein Außenlager des Konzentrationslager Natzweiler errichtet.

1941

Von 17 im Dorf befindlichen französischen Kriegsgefangenen sind sechs Mitte Juli 1944 plötzlich entflohen was zu einem Wechsel der Wachmannschaft führte.
Am 1. August wird der Schweinebetrieb auf der Weide eingestellt. Ludwig Schäfer ist der letzte Schweinehirt. Obwohl im Dorf noch 21 Zuchtsauen vorhanden sind, findet sich niemand mehr, der an der Beschäftigung als Schweinehirt interessiert ist.
Die Keller des alten und neuen Schulhauses werden als Luftschutzbunker eingerichtet. Dazu müssen auch „Luftschutzverbandskästen“ angeschafft werden.
Kilian Walter stirbt nach 40-monatigem Aufenthalt im Konzentrationslager Dachau.

 1940

Am 1. März 1940 um 16 Uhr, stirbt der Sandweierer Bürger Richard Schindler im Konzentrationslager Mauthausen an einem „Hirnschlag“.
Im April muß die Gemeinde wieder evakuiert werden. Beim Angriff gegen Frankreich am Oberrhein wird auch Sandweier vom Elsaß her beschossen.
Erneute Angriffe von Frankreich her sind in der zweiten Maihälfte zu verzeichnen. Hauptsächlich in der Dorfmitte werden Granateneinschläge festgestellt.
Frau Justine Manz, Gartenstraße, wird von einem Granatsplitter getroffen und erliegt ihren Verletzungen am 23. Mai. Frau Viktoria Bastian, die zur Zeit des Angriffs in den Krautgärten arbeitet, wird ebenfalls getroffen und stirbt im Baden-Badener Krankenhaus.

1939

Als im August der 2. Weltkrieg ausbricht, müssen viele Männer von heute auf morgen zur Wehrmacht.
Sandweierer Bürger werden evakuiert. Vor allem sind es ältere Menschen, die bis nach Württemberg geschickt werden. Sie können jedoch noch im gleichen Jahr wieder zurückkehren.
Am 1. Oktober 1939 wird von der Trägerschaft der katholischen Kirchengemeinde 1900 gegründete Kleinkinderschule von der Gemeinde übernommen und ab dem 1. August 1940 von der Nationalsozialistischen Volkswohlfahrt betrieben.

1938

Während des Westwallbaus werden Arbeiter aus dem gesamten Reichsgebiet einquartiert. Die Wirtshaussäle werden beschlagnahmt.
Das Bürgermeisteramt musste am 15. Mai 1938 recht kleinlaut an das Rastatter Bezirksamt melden, dass an keinem der Eingänge zu den örtlichen Gasthäusern die Erklärung „Juden sind hier unerwünscht“ angebracht worden sei, obwohl diese Vorschrift schon seit Monaten bestand. Ob dies bis Kriegsbeginn behoben wurde ist nicht bekannt.
Am 17. Juni 1938 wird der Sandweierer Bürger Schindler im Rahmen einer Reichsweiten Fandung nach „arbeitsscheuen Elementen“ durch die Gendarmerie Baden-Baden verhaftet und in das Konzentrationslager Dachau eingeliefert.
Die Mühlstraße und die Römerstraße in Sandweier wurden geteert.

1937

Zu Beginn des Baus des Westwalles werden in der Gemeinde die Sandgruben und Sandbauern erfaßt: Josef Greß, Matthäus Schäfer, Konrad Herr, Josef Pflüger, Alfons Pflüger, Anton Pflüger, Reimund Herr, Edmund Schulz, Valentin Kratzer, Johann Eichelberger, Bernhard Herr, Valerian Kinz, Johann Strack, Eugen Leis.
Die Sandweierer Feuerwehr wurde in ihrer heutigen Form als Freiwillige Feuerwehr am 18. Juni 1937 ins Leben gerufen. Ihr erster Kommandant wurde Bürgermeister Augustin Ullrich.
Dem schon 1933 abgesetzten Gemeinderat Martin Peter wird nun auch der Leichenschaudienst über Nacht entzogen. Ihm wurde wegen „politischer Unzulässigkeit“ auch noch der Reisepass entzogen. Er wollte im Oktober 1937 zur Weltausstellung nach Paris reisen.
Am 31. 12. ist es so kalt, daß am Silvestertag schon mit dem Eisbrechen begonnen wird. Das Eis wird an das Baden-Badener Lager des Hofbrauhauses Hatz geliefert.

1936

Es gibt in Sandweier keine Arbeitslose mehr.
Auf die Erteilung das Turnunterrichtes wurde aus Gründen der Wehrtüchtigkeit ein besonderer Wert gelegt.
Auf der Hardt (Iffezheimer und Sanweierer Gemarkung) wurde ein Truppenübungsplatz für die seit 1935 wieder eingerichtete Garnision in Rastatt eingerichtet.

1934

Die neue Regierung plant den Autobahnbau. Als vorrangig wird dabei die Verbindung Frankfurt – Basel behandelt. Die Sandweierer Gemarkung wird zu den Bauzwecken in Nord-Südrichtung in zwei Teile gespalten. Sowohl die Gemeinde als auch einzelne Bürger verlieren dabei viel Gelände.
Nach den ersten Arbeiten unterbricht der 2. Weltkrieg den Bau der Autobahn. Erst im Jahre 1954 kann dann der Abschnitt bis Offenburg dem Verkehr übergeben werden.
Die im August und Oktober 1934 von der Ortsgruppe  Sandweier des „Reichsbundes der Kinderreichen“ im Gasthaus zum Grünen Baum organisierten Veranstaltung zur „Erhaltung erbgesunden Nachwuchses“ waren gut besucht und bereiteten den Boden für die wenige Monate später einsetzende Maßnahmen. Auch hier bestimmte wegsehen, das Weghören und das Schweigen das Verhalten der Menschen in der Öffentlichkeit.

1933

Im Jahr der Machtergreifung Adolf Hitlers wird in Sandweier folgendes Ergebnis der Reichstagswahlen festgehalten: NSDAP 275 Stimmen, KPD 38 Stimmen, SPD 124 Stimmen und Zentrum 526 Stimmen. Gültige Stimmen 936.
Große Trockenscheune für Tabak wird erstellt.
Die Ein- und Verkaufsgenossenschaft nannte sich ab 25. März 1933″Milch- und Wirtschaftsgenossenschaft Sandweier“.
Am Abend des 20. April 1933 wurde eine „Hitlereiche“ als Symbol der nationalen Erhebung vor die Mühle gepflanzt und der Platz zwischen der Mühle und dem „Gasthaus zur Blume“ wurde zugleich zum „Adolf-Hitler-Platz“ umbenannt.
Am 12. Mai 1933 beantragt der Gemeinderat einstimmig dem Reichskanzler Adolf Hitler und dem Staatskommissar und Gauleiter Robert Wagner die Ehrenbürgerwürde von Sandweier zu übertragen. Beide aktzeptierten wenige Wochen später.
Zu den angesetzten Notstandsarbeiten gehört die Urbarmachung des Schafskopfgeländes (17 ha). Auch am Ochsenkopf können 10,5 ha gewonnen werden.
Der Gemeinderat Martin Peter wird abgesetzt.
Die Gemeinde beantragt die Durchführung von Entwässerungsarbeiten im Bruch  in einer Größenordnung von 11 500 Tagstunden.

1932

Die Sportplätze werden vom Arbeitsdienst gebaut.
Eine Viehzählung ergibt den Bestand von 57 Pferden, 620 Kühen und 93 Ziegen. Festgestellt werden 260 Tierhalter sowie 26 Kleintierhalter.
Durch eine ständige Zunahme der Arbeitslosenzahl werden immer wieder Notstandsarbeiten organisiert.
Am 13. 12. 1932 zählt die Gemeinde 380 Erwerbslose, darunter 40 Wohlfahrtsempfänger.

1931

Das Rathaus in Sandweier erhält an seiner Nordseite einen Anbau für ein Treppenhaus. In Sandweier gibt es während des Jahres zwischen 30 und 40 Arbeitslose.
Bei verschiedenen Anlässen werden Männer des Freiwilligen Arbeitsdienstes eingesetzt, so z. B. bei der Kultivierung des Sandbuckelgeländes ober bei der Entwässerung der Wiesen im Bruch und in der Geggenau. Pro Tag erhalten die Arbeitskräfte eine Mark. Am 10. Februar wird ein Bericht über eine gesundheitspolizeiliche Ortsbesichtigung der Gemeinde Sandweier verfaßt. In den Ausführungen werden die Wohnungsverhältnisse in der größtenteils landwirtschaftlichen Gemeinde als günstig bezeichnet (auf ein Haus kommen 6,5 Bewohner, auf eine Haushaltung 4,62 Personen). Der Bericht enthält weiterhin Angaben über die Viehhaltung, den landwirtschaftlichen Anbau, die Milchwirtschaft und die Schnapsbrennerei. Dazu: „Es wird in Sandweier, wenn auch nicht mehr so ausgiebig wie früher, noch ziemlich viel Schnaps gebrannt und zwar aus der Topinambur, die viel angepflanzt wird. Entsprechend wird auch in Sandweier viel Alkohol verbraucht. Die Bevölkerung trinkt scheinbar viel zuhause. Der Bewohner ist nicht ganz einfach zu behandeln“.
Negative Anmerkungen macht der Bezirksarzt auch über die Abwasserregulierung: „Die Abortgewässer gehen überall in eine Grube. Die Küchenabwässer verlaufen meist hinter den Häusern in einen Graben. Wir sehen deshalb in der Mehrzahl hinter oder neben den Gehöften einen üblen Sumpf… Entsprechend sieht man … auch in der Hauptstraße in den Straßenrinnen sehr häufig Gülle stehen, weil die Dunggruben nicht genügend groß… sind“.
Berichtet wird weiter über die Zustände der Milchgeschäfte, der Bäckereien, Metzgereien und der Gastwirtschaften.
In der Endbetrachtung werden folgende allgemeine Anträge gestellt:
1.             Die Gemeinde soll sich beschleunigt um eine Wasserleitung bemühen…
2.             Die Gemeinde muß für eine allgemeine und genügende Abwässerung und für Freihalten der Straßen sorgen.

3.       Die Gemeinde hat sich darum zu bemühen, daß eine Klärung des Oosbaches oberhalb Baden-Baden durchgeführt wird.

1930

Die Verkaufs – und Absatzgenossenschaft wird in „Ein- und Verkaufsgenossenschaft e.G.m.b.h.H. Sandweier“ umbenannt.

1929

Weltwirtschaftskrise.
Notstandsarbeiten wie Entwässerung im Bruch und in der Geggenau werden durchgeführt.

1928

Am 15. 8. findet die Wahl zum Bürgermeister statt. Als Kandidaten stehen sich der Amtsinhaber Anton Eichelberger und Augustin Ullrich gegenüber. Erst nach dem fünften Wahlgang steht Augustin Ullrich, Büroangestellter bei der Firma Stolzenberg in Baden-Oos fest. Vier Wahlgänge werden, meist wegen Kleinigkeiten für ungültig erklärt. Sowohl für den Altbürgermeister als auch für die Bevölkerung waren die Vorgänge eine schwere Belastung.
Ullrich tritt sein Amt am 1. Januar 1930 an, im selben Jahr im Oktober stirbt Anton Eichelberger.

1927

Anton Eichelberger und Franz Mühlfeit eröffnen die ersten Tankstellen. Der Treibstoff wird mittels einer Handpumpe abgegeben.
Nachdem ein Antrag auf Teerung der Landstraße abschlägig beschieden worden war, beschließt man im Bürgerausschuß, die Straße zu pflastern. Rechts und links der Fahrbahn werden Gehwege angelegt.

1926

Der erste Personenwagen in der Gemeinde wird von Ernst Müller gefahren (französisches Fabrikat: Mathis).

1925

Sandweier zählt 1968 Einwohner

1924

Am Walburgisfest haben neben den Einheimischen auch vier auswärtige Händler ihre Verkaufsstände aufgestellt: Schulz aus Kuppenheim, Meßner und Glauchauf aus Bühl und Regina Müller aus Haueneberstein – besser bekannt unter dem Namen „d‘ Härigettlere“. Sie verkauft religiöse Figuren („Herrgottsfiguren“) und Andachtsgegenstände.

1923

Die Inflation nimmt katastrophale Ausmaße an:
Die Mühle in Sandweier wird für 55 Millionen an Josef Hörth aus Sinzheim verkauft.
Das Wasserrecht verbleibt aber bei der Gemeinde.
Am 28. Juli kostet 1 Kubikmeter Bauholz 9 Millionen Mark.
Am 28. 11. zahlt die Gemeindekasse für ein Telefongespräch nach Ebersteinburg 100 Milliarden Mark.
Der Arbeitslohn für einen Tag beträgt im April 5.000 bis 6.000 Mark, im September liegt der Stundenlohn bei 620 000 Mark.
Inflationsende ist im Monat November. 1 Billion Reichsmark entsprechen einer Rentenmark.
In den Jahren nach dem 1. Weltkrieg beginnt man in Sandweier mit dem Anbau von Tabak. Mit staatlicher Unterstützung wird ein Trockenschuppen gebaut.

1922

Bei einer Nachlaßversteigerung erwirbt die Gemeinde die Nassal´sche Getreide- und Sägemühle für 15 100 000 Mark.
Es findet die erste allgemeine Gemeindratswahl am 19. November 1922 statt. Drei Gemeinderäte der Bürgerpartei, Drei Sozialdemokraten und Zwei von der Fortschrittlichen Bürgerpartei.

1921

Nachdem alle Kriegsgefangenen vom 1. Weltkrieg wieder in der Heimat waren, fand ein großes Volksfest statt.
Die Gemeindehäuser am Weiher, bzw. in der Geranienstraße werden erstellt.
In der Volksschule findet der erste Lichtbildervortrag in Sandweier statt.

1920

Flüchtlinge aus dem Elsaß und aus Lothringen treffen in Sandweier ein. Für Bedürftige werden Kleider und Schuhe gesammelt.
Bei einer Feier am 22. April erhalten alle Kriegsteilnehmer 10 Mark, die Kriegsgefangenen bekommen 20 Mark. Zusätzlich gibt es für jeden ein Pfund Wurst.
Die letzten Heimkehrer aus dem 1. Weltkrieg sind Gottfried Schulz und Albert Schulz, die aus französischer Gefangenschaft zurückkommen.
Am 26. Februar 1920 haben wir zum erstenmal elektrisches Licht in der Gemeinde.

1919

Am 26. Januar 1919 hieß die Gemeinde Sandweier mit einem Friedensfest die den Schlachtfeldern des Ersten Weltkrieges entronnen Kriegsteilnehmer besonders willkommen.  Ein Pfund Wurst, einen Weck und Fünf Mark bares Geld erhielt jeder von Ihnen als Begrüßung durch die Gemeinde. Verteilt wurden diese Gaben in den Gasthäusern zur Sonne und zur Blume, in denen auch von der Gemeinde engagierte Musikkapellen zum fröhlichen Tanz aufspielten.
Bei einem Volksbegehren über die Enteignung der Fürstenvermögen sind in Sandweier 1069 Einwohner stimmberechtigt. 489 (47%) geben ihre Stimme ab, davon sind 427 Ja-Stimmen. 40 Personen stimmen mit „Nein“, 22 Stimmen sind ungültig.
Am 30. Mai genehmigt der Gemeinderat die Aufstellung von 33 elektrischen Straßenlampen.
Im Juni wurde der seit 1917 amtlich eingesetzte Bürgermeister Anton Eichelberger auch gewählt.
Am 7. Dezember wird die „Bezugs- und Absatzgenossenschaft des Bauernvereins Sandweier e.G.m.b.H. gegründet. Vorläuferin der Raiffeisenbank.

1918

Die Gemeindetaglöhner verdienen 4.- Mark pro Tag, die Vorarbeiter eine Mark mehr.

1917

Nach verschiedenen Metallsammlungen in den vorherigen Kriegsjahren liefert die Gemeinde 1917 die Orgelpfeifen beim Kommunalverband ab. Es sind 43 Stück mit einem Gesamtgewicht von 134,500 kg.
Bei der Gemeindeverwaltung tauchen die ersten Telefonrechnungen auf.

1916

Der Kommunalverband Baden kümmert sich um die Versorgung der Bevölkerung mit Lebensmitteln.
Das für Sandweier zuständige Lager befindet sich im Haus Müller (heute Sandweierer Straße 18). Von hier aus werden die zugeteilten Rationen an die einzelnen Lebensmittelgeschäfte verteilt.
Die Schulkinder müssen Brennesseln sammeln als Ersatz für Flachs und Hanf.
Die Bevölkerung wird aufgefordert, alle nicht notwendigen Metallgeräte und Gegenstände für Kriegszwecke zu opfern.
Die Gemeinde feiert das 25jährige Ortsjubiläum des Pfarrers Hund.

1915

Am 10. April wird die Jugendwehr gegründet, in der eine militärische Grundausbildung vor der eigentlichen Soldatenzeit erfolgt.
Die Übungszeiten liegen meist am Sonntagnachmittag. Ausbildungsgelände ist der Exerzierplatz zwischen Pflug- und Badweg. Verantwortlich für die Schulung sind Mitglieder des Militärvereins.          Notgeld wird ausgegeben.

1914

Im August bricht der 1. Weltkrieg aus.
Auch in Sandweier werden die Lebensmittel rationalisiert, ebenso gibt es Bezugsscheine für Kleidung.
Der erste Sandweierer Kriegstote ist der Lehrer Johann Baut.
Zwei der drei Kirchturmglocken müssen für militärische Zwecke abgegeben werden. Im Turm verbleibt nur noch eine Glocke, die durch das kleine Glöckchen aus der Friedhofskapelle ergänzt wird. Die Töne der beiden Glocken harmonieren jedoch nicht miteinander.
Zum Stundenschlag wird dann eine vier Meter lange Eisenbahnschiene im Glockenstuhl angebracht, die bis 1922 ihren Dienst tun wird.

1913

Am 18. April beschließt der Bürgerausschuß, die bisher im Eigentum der politischen Gemeinde stehenden Turmglocken an die katholische Kirchengemeinde abzutreten.
Im Oktober findet eine Gedenkfeier zum Ende der Befreiungskriege (1813) statt.
Am Jahresende zählt die Gemeinde 524 Bürger und 67 Bürgerwitwen.

1912

Die Gemeinde kauft Sandbuckeläcker zum Quadratmeterpreis von 30 Pfennigen.
Ein Telefonanschluß zum Rathaus wird abgelehnt.
Sandweier zählt 1711 Einwohner, in 341 Haushalten, die in 267 Wohnhäusern leben.

1911

Aus Anlaß des 40. Jahrestages der Reichsgründung wird an die noch lebenden Teilnehmer des Krieges von 1870/71 ein Betrag von 5 Mark ausbezahlt.
In der Liste der Kriegsteilnehmer werden folgende Namen genannt: Wilhelm Blank, Leopold Braunagel, Franz Frietsch, Karl Herr, Thomas Herr, Josef Herrmann, Stefan Klumpp, Moritz Konrad, Alexander Peter, Josef Rauch, Anselm Schindler, Franz Schindler, Augustin Schulz, Balthasar Schulz, Ignaz Schulz, Johann Ullrich, Anton Walter.
Drei Sandweierer Bürger sollen während des Krieges gefallen sein.

1910

Zum Bau einer Luftschiffhalle stellt die Gemeinde Sandweier nördlich des Golfplatzes liegendes Gelände pachtweise zur Verfügung.
Verhandlungen über die Stromversorgung Sandweiers werden aufgenommen. (Die Einrichtung wird aber bis 1920 verzögert).
Auf dem Ooser Flughafen finden die ersten Schauflüge statt.
Der Gemeinderat erklärt sich bereit, den Posten des Nachtwächters aufzuheben, aber nur unter der Bedingung, daß entlang der Landstraße eine ausreichende Anzahl von Richtungslaternen aufgestellt werden.
Zur Verbesserung der Straßenbeleuchtung tragen auch die Wirtschaften mit ihren Portallichtern bei. Dafür bekommen die Wirte einen Zuschuß aus der Gemeindekasse.

1909

Sandweier hat 1598 Einwohner
Das Schulhaus wird erweitert, anstatt bisher nur zwei werden in Zukunft sechs Schulsäle zur Verfügung stehen.

1908

Die Gemeinde meldet 35 Handwerksbetriebe an die Handwerkskammer in Karlsruhe. In den Stöckwiesen wird ein Eisweiher angelegt.
Es wird verboten, daß Kinder die Besucher des Iffezheimer Rennens an der Straße anbetteln. Die Eltern werden angehalten, dafür zu sorgen und die Kinder entsprechend aufzuklären, da die Bettelei dem guten Ruf der Gemeinde schaden könne.

1907

Am 7. Juli findet die Primizfeier von Heinrich Kratzer statt.
Weil im Oberwald das Grundwasserwerk gebaut werden soll, muß die dort befindliche Abdeckerei abgerissen werden. Sie wird nach Kartung verlegt.

1906

Laut Gemeinderatsbeschluß erhält der Veteranen Verein zur Versetzung und Vergrößerung des Kriegerdenkmals einen einmaligen Zuschuß von 350.- Mark aus der Gemeindekasse.

1905

Westlich des Ooser Bahnhofes wird ein Golfplatz angelegt. Das Gelände wird dem Golfclub Baden-Baden pachtweise überlassen.
Die Äcker im Gewann Münchfeld werden ständig von Sanddünen verweht, so daß eine Bepflanzung kaum möglich ist. Die Gemeinde kauft den betroffenen Grundstücksbesitzern das Land zum Preis von 28 Pfennig/qm ab.
Am Fronleichnamsfest kommt es zu einem bedauerlichen Unfall beim Böllerschießen. Zwei junge Männer werden dabei schwer verletzt.
An der Oosbach gibt es noch die Wäschebänke, wo die Hausfrauen ihre Wäsche waschen und auf der Wiese zum Trocknen auslegen.

1903

Im Dorf werden noch Spinnkurse abgehalten. Der Blumenwirt Plus Frank liefert den Hanf für den Unterricht.
Der Gesangverein „Sängerbund“ feiert am 5. Juli seine zweite Fahnenweihe.
Zum Aufbau von „Triumpfbogen“ erhält der Sängerbund mit forstamtlicher Genehmigung Holz und Reisig aus dem Gemeindewald.
Die Tageszeitung „Badische Presse“ kostet 60 Pfennig im Monat.
Ein schweres Unwetter richtet am 9. August großen Schaden an.
Es gibt 1480 Einwohner in Sandweier.

1902

Die Stadt Baden-Baden will im Sandweierer Oberwald ein Wasserwerk errichten. Am 1. März beschließt der Gemeinderat, dafür Gelände zur Verfügung zu stellen. Pro Ar werden 40.- Mark gefordert.
Am 26. April feiert Seine Königliche Hoheit, der Großherzog, sein 50. Regierungsjubiläum. Aus diesem Anlaß findet in der Gemeinde ein Fackelzug statt. Das „Musikkorps“ wirkt auf Gemeindekosten mit, die Schulkinder erhalten Brezeln.
Die Eckstraße, bisher noch ein Feldweg, wird angelegt.

1901

Das zweite Bataillon des Infanterieregiments 111 ist in Sandweier einquartiert.
Im Niederwald wird für einen zusätzlichen Exerzierplatz und eine Schießanlage ein weiteres Waldstück abgeholzt.
Die Kleinkinderschule wird eröffnet und findet im alten Gebäude der Schule, der heutigen Ortsverwaltung, Unterkunft.
Das neue Schulhaus wird bezogen.
Handwerker verdienen zu dieser Zeit etwa 4.- Mark pro Tag, ein Handlanger erhält ca. 2.80 Mark.
In Sandweier gibt es die Metzger Albert Kleinhans, Anton Burkart und Valentin Ullrich.

1900

Bei der Rheinischen Hypothekenbank in Mannheim nimmt die Gemeinde einen Kredit von 22 000.- Mark auf. Der Zinssatz beträgt 4 1/2 %. Das Geld wird zum Bau der neuen Schule benötigt.
Gerhard Eichelberger aus Sandweier ist Großherzoglicher Hofkutscher in Karlsruhe.

(Quelle: erstes Heimatbuch Sandweier)


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