Aufbruch in die Fremde

von Guido Müller

Auswanderer

„Amerikaner“

„Alles dreht sich um Amerika“- so kannte man das Motto in der ganzen Welt. 300 Jahre sind verflossen, seit die ersten deutschen Einwanderer das „Wunderland“ betraten.

„Concord“ hat das Schiff geheißen, das die ersten Einwanderer überschiffte.

Es wurde auch alsbald eine deutsche Stadt gegründet mit dem Namen Germantown (= Germanenstadt), ein Gebiet, das heute zu Philadelphia gehört.

Im Land der „unbegrenzten Möglichkeiten“ haben viele sich alles erhofft. Manche sind sehr bald wieder in die Heimat zurückgekehrt, andere haben es kurze Zeit probiert und dann wieder die Heimat aufgesucht, verschiedene sind auch geblieben. Alle aber haben sich enorm anstrengen müssen, das Leben zu meistern, ob in den USA, in Canada, Argentinien oder Venezuela.

Es sind jetzt schon 36 Jahre her, als August Nassall mit seiner Gattin und 2 unmündigen Kindern nach Venezuela mit vielen Versprechungen auswanderte und dort sein Glück versuchte. Er hatte zunächst in Sandweier das Gasthaus „Zur Krone“ gepachtet. Das Geschäft ging sehr gut und es lag kein Grund vor, eine „bessere“ Existenz zu suchen. Doch er ließ sich überreden, nach Venezuela auszuwandern und dort als gelernter Metzger allerhand loszuschlagen. Aber wohin seine Hände griffen, war Unbill und Unheil mit verbunden. Als seine beiden Söhne ins „männliche Alter“ kamen, gingen sie nach Deutschland zurück, haben hier ihre Existenz aufgebaut und sich zwischenzeitlich wieder gut eingelebt.

Der liebe August mit Gattin betreibt seit einigen Jahren eine Farm mit sehr schwankendem Erfolg und beide arbeiten daran, sobald als möglich ebenfalls in die heimatlichen Gefilde überzusiedeln.

Die ausgewanderten „Argentinier“ haben diesem Lande längst den Rücken gekehrt. Die „Canadier“ mußten sich sehr hart durchkämpfen, sie hätten sicher daheim mehr Glück gehabt und die USA-ler haben alle nicht den goldenen Boden gefunden.

Heimat bleibt Heimat, auch wenn es noch so hart sein sollte, das Leben zu meistern.

– In der Zwischenzeit ist August Nassall und seine Gattin wieder in die Heimat zurückgekehrt. Er lebt zusammen mit seinen beiden Söhnen am Ammersee in Bayern. –

Anfang Februar 1882 vermerkt das „Rastatter Wochenblatt“:

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