Aufbruch in die Fremde

„Die Auswanderung aus dem Bezirke war auch im Laufe des Jahres 1881 eine beträchtliche, obgleich sie die Ziffer des Jahres 1880 mit 240 Personen nicht erreichte“.
Immerhin entschlossen sich damals 223 Einwohner aus 29 Gemeinden des Bezirkes, ihr Glück in der Ferne zu suchen.

Die meisten Auswanderer hatten die Ortschaften Durmersheim, Bermersbach, Hörden und Muggensturm, Bischweier und Rotenfels. Die Stadt Rastatt selbst verzeichnete 15 Auswanderungswillige.

Sandweier gehörte damals zum Amtsbezirk Baden. In unserer Gemeinde hatten wir von 1880 bis 1889 9 Auswanderer zu verzeichnen.

„Donauschwaben“

Die Bevölkerung ließ sich von den Versprechungen der österreichisch-ungarischen Regierung damals und schon vorher dazu bewegen, ihre Heimat für immer zu verlassen und auf den sogenannten Ulmer Schachteln – so nannte man die Donauschiffe – donauabwärts eine bessere Zukunft zu suchen.
Man nannte diese Aussiedler einfach „Donauschwaben“. Ihre Geschichte reicht über 250 Jahre zurück.

Das Gebiet, welches angesiedelt wurde, war seit 1526 von den Türken erorbert und besetzt worden. Erst 1686 im ersten Krieg und 1715/16 im zweiten unter der Führung des Reichmarschalls Prinz Eugen zusammen mit unserem „Türkenlouis“ wurden die Türken vernichtend geschlagen.

Das gewonnene Land war infolge der langen Türkenherrschaft und durch die Kriege weitgehend verwüstet und nur noch ganz dünn besiedelt mit Madjaren, Rumänen und Serben. Es galt nun den an sich sehr fruchtbaren Boden durch tüchtige Bauern wieder nutzbar zu machen. Prinz Eugen legte deshalb dem Kaiser in Wien einen Plan vor, nach dem vor allem Bauern aus den südwestlichen Ländern des Deutschen Reiches angesiedelt werden sollten. Schon bald nach der Wiedereroberung zogen unter Kaiser Karl Vl. die ersten Auswanderer aus Bayern, Schwaben und Baden, aus dem Elsaß und der Pfalz im ersten sogenannten Schwabenzug die Donau abwärts, um sich eine neue Heimat zu suchen.

In Wien wurden sie erfaßt und weitergeleitet. Der Zug der Auswanderer riß etwa 70 Jahre hindurch nicht ab. Doch gab es unter der Kaiserin Maria Theresia den zweiten großen Schwabenzug. Die Ansiedlung erfolgte planmäßig. Die Siedler bekamen bei ihrer Ankunft eigenes Ackerland, ein eingerichtetes Wohnhaus sowie Stallungen mit dem notwendigen Vieh und Ackergeräte zugteilt.
Sie waren 10 Jahre von Steuern befreit. Trotzdem war der Anfang sehr schwer. Das Land war vielfach sumpfig und mußte erst durch Gräben entwässert werden. Durch Sumpffieber, Cholera, andere Krankheiten auch an Erschöpfung starben anfangs sehr viele Siedler, so daß für jene und die spätere Zeit der Spruch entstand: „Die Ersten hatten den Tod, die Zweiten die Not und erst die Dritten das Brot„.

Die wenigsten Ansiedler kamen nicht aus Schwaben und doch wurden sie von allen Nachbarvölkern ganz einfach „Schwaben­ genannt. Ihr neuerer Name ist „Donauschwaben“. Dieser Name wird heute weltweit gebraucht.

Nach dem Zweiten Weltkrieg wurden die Donauschwaben vertrieben und seelisch dezimiert. Sie haben alle materiellen Güter verloren, auf die sie einst so stolz waren. Materielles ist vergänglich. Unvergänglich aber bleiben ihre kulturellen Leistungen. Heute lebe sie in fast aller Welt, Vertriebene, denen man alles genommen hatte. Auch unter uns leben sie wieder, jene, die das Schicksal so unbändig schwer getroffen hatte.

Afrika

Deutsch-Südwestafrika war ehemals die erste Deutsche Kolonie. Heute nennt sich das Land Namibia. Es wurden etwa 10 Millionen Karat Diamanten gefunden. Es gab einen Diamantenrausch weltweit. Das erregte den Neid der Eingeborenen. Die Folge war Krieg. Somit brauchten wir ein Kolonialheer. Ein Bürger unserer Gemeinde wollte etwas erleben. Er verdingte sich an das Kolonialheer, bis er in den ersten Jahren dieses Jahrhunderts, seelisch und körperlich krank, seine nicht nennenswerte kleine Rente beziehen konnte.

 Guido Müller

 

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