Unsere Vorfahren und das „liebe Geld“
Unsere Vorfahren und das „liebe Geld“
Auch eine heimatgeschichtliche Betrachtung von Rektor a. D. Karl Bruckner †
Die Einführung des „Euro“ und damit das Abschiednehmen von der uns allen lieb gewordenen Deutschen Mark gaben mir Anlass, ein wenig darüber nachzudenken und nachzuforschen, wie eigentlich unsere Vorfahren mit Geld umgingen bzw. umgehen mussten.
Geldmünzen als Tausch- und Zahlungsmittel gab es ja schon im Altertum. Für unseren Heimatort Sandweier ist wohl eine der frühesten Angaben über finanzielle Leistungen Sandweierer Bürger im Lagerbuch von Stollhofen aus dem Jahre 1511 zu finden. Damals hatte der zu jener Zeit regierende Markgraf Christoph I. von Baden an Bauern von Sandweier – im übrigen auch an solche der Nachbardörfer – sog. Bruchwiesen auf der Ooser Gemarkung in Erbpacht abgegeben. Die Sandweierer Pächter mussten dafür an den Stollhofener Amtsvogt 31/2 Pfund (Pfennig bzw. Silber) 41/2 Schilling und 1 Pfennig an Pachtzins bezahlen. Der Pfennig ist somit wohl einer der ältesten Münzbegriffe unseres Raumes und stammt noch aus der karolingischen Zeit. Er ist vermutlich die altdeutsche Bezeichnung für den römischen Denar und war wie dieser einstmals aus Silber. Die Münzbezeichnung „Schilling“ dürfte mit der römischen Münze „solidus“ in Zusammenhang stehen, ursprünglich eine Goldmünze. 12 Pfennig ergaben um 1511 einen Schilling, 20 Schilling = 1 Pfund, so dass dieses also 240 Pfennige zählte.
Verwunderlich ist diese Pachtzinsberechnung von 1511 allerdings, da ansonsten das Pfund als Geldwährung weitgehendst durch den Gulden abgelöst war. Der Gulden war erstmals um 1252 in Florenz geprägt, daher die Abkürzung fl von seiner ursprünglichen Bezeichnung Florint. Er war zuerst eine Goldmünze und wurde erst viel später zum wesentlich größeren Silberstück gestaltet. Bei der Abrechnung der Pachtzinsen für die Bruchwiesen im Jahr 1545 hatte sich die Änderung auch hier durchgesetzt. Nun musste in Gulden, Schilling und Pfennig bezahlt werden.
Für die Pächter von Sandweier bedeutete dies einen Gesamtbetrag von 5 Gulden 8 Schilling 11 Pfennig, also in der sog. Straßburger Währung. Doch was war dieses Geld wohl wert? Nun, in Straßburg kostete 1 Pfund Hammelfleisch 2 Pfennig, 1 Pfund Kalbfleisch 11/2 Pfennig. Den halben Pfennig nannte man auch Heller.