Geschichtsdaten in Kürze von 1800 bis 1850
1850
In Sandweier wird noch nach Trüffeln gesucht, bzw. „gejagt“. Die Trüffeljagd in der Geggenau wird, unter der Bedingung, daß nur mit Hunden gesucht werden darf, an Ludwig Schwan verpachtet.
1849
Zwar ist Sandweier nicht wie Rastatt, Niederbühl, Muggensturm oder andere Gemeinden der Umgebung unmittelbar in eine Schlacht verwickelt, zum wiederholten Mal ist der Ort jedoch durch Einquartierungen von Soldaten betroffen.
Rinder, Schweine und Geflügel werden für die Königlich Preußischen Kavallerietruppen requiriert, der Müller Kühn muß für Hafer, Heu und Stroh sorgen.
Am 22. Juni kauft die Gemeinde 50 Gewehre bei der Stadt Baden. Ob auch Pulver und Blei angeschafft werden, wird nicht angegeben. Der Kauf geschieht kurz vor Ende des Krieges, so daß die Waffen vermutlich nicht mehr gebraucht wurden.
Zur Bestreitung der Kriegskosten muß die Gemeinde Kapital aufnehmen. Von Advokat Denkinger aus Rastatt werden 500 Gulden geliehen, bei Dekan Großholz in Baden 2.000 Gulden. Weitere Anleihen werden bei Hyazinth und Therese Hirth in Haueneberstein gemacht.
Für Kriegs- und Einquartierungskosten liegen Rechnungen in Höhe von 2.858 Gulden vor. Davon gehen an den Müller Anton Kühn 1.557 Gulden, 365 Gulden bekommt der Hirschwirt für „Zehrungen“ und 53 Gulden erhält der Metzger Anton Burkhart.
1848
Remigius Walter verspricht der Gemeinde dreißig Feuereimer aus Stroh zu besorgen. Die Eimer sollen zum Stückpreis von einem Gulden bei der Corectionshaus Verwaltung in Mannheim bestellt werden.
Die Sandweierer Bürgerwehr macht während der Kriegszeit Nachtdienst im Bahnhof in Oos. Die Nacht wird mit vier Gulden honoriert.
1847
Sandweier hat 1074 Einwohner.
1845
Eine Bürgerversammlung begrenzt die Anzahl der genußberechtigten Bürger auf 200. Ein weiterer Beschluß vom 18. November in dieser Sache legt fest, daß die Genußberechtigten anstatt bisher vier Klafter jährlich nur noch drei Klafter Gabholz bekommen sollen.
Aus der Trapp’schen Stiftung erhält Sandweier im Jahre 1845 2.170 Gulden.
Der im Jahr 1786 in Durmersheim verstorbene Dekan Josef Trapp hatte seinem Neffen sein ganzes Vermögen unter der Bedingung vermacht, daß ein Teil davon für arme Kirchen und zur Errichtung von Freischulplätzen verwendet werden solle.
1843
Sandweier hat 923 Einwohner.
Die alte Mühle, ein Holzhaus, wird abgerissen.
1842
Der Dorfgendarm macht eine Anzeige, daß der Müller Anton Vitalowitz in der Nacht vom 30. zum 31. August eine „fremde Weibsperson unerlaubt beherbergt hat“. Der Müller zahlt als Strafe einen Gulden.
Im Wirtshaus zum „Grünen Baum“ werden „Übersitzer“ erwischt, die sich um viertel vor zwölf noch in der Gaststätte aufhalten. Die Tür ist verschlossen, die Gäste verstecken sich zunächst und flüchten dann. Dennoch können die Namen festgestellt werden. Es handelt sich um Theodor Peter, Walburga Peter und Veronika Bischofsberger „nebst drei Burschen“.
1841
Pfarrer Zehnder aus Sandweier gehört zu den Wahlmännern für die Abgeordnetenwahl in die 2. Kammer der Hohen Ständeversammlung.
1840
Das Rathaus wird umgebaut. In seinen Räumen beherbergt es neben der Amtsstube auch eine Wachstube, das Archiv und das Gefängnis.
Das Großherzogliche Bezirksamt schreibt an die Gemeinde, daß man es nicht angemessen finde, daß im Rathaus die Wachstube und das Bürgergefängnis miteinander vereint sind.
Für die neue Kirche werden Altäre angeschafft. Den Auftrag erhält Wendelin Moßbrugger aus Konstanz. Die Kosten für den Hauptaltar betragen 1.474 fl, für zwei Seitenaltäre werden 956 fl bezahlt und für die Kanzel 431 fl.
Mit 99 gegen 3 Stimmen wird die Anschaffung in der Bürgerversammlung genehmigt. Die Zehntscheuer wird abgerissen und teilweise wieder neu aufgebaut.
1838
Zimmermeister Dominikus Klumpp fertigt den Plan für ein Rathaus.
Am 21. November wird der Gemeindewald vermessen. Dabei ergeben sich im Oberwald 595 Morgen und 4 Ruthen, im Niederwald 554 Morgen und 275 Ruthen, in der Geggenau 188 Morgen und 306 Ruthen, in der Uchtwaid Allmend 144 Morgen und 152 Ruthen sowie 53 Morgen und 92 Ruthen in der Bey. Im Gesamten hat die Gemeinde also Waldflächen von 1536 Morgen und 33 Ruthen.
1837
Der Wert der Liegenschaften der Gemeinde beträgt im Jahr 1837 13.947 fl, Gebäude- und Grundstückswerte hat Sandweier in Höhe von 43.422 fl, Waldungen von 36.564 fl, und die Krautgärten sind mit 1.336 fl aufgeführt.
Der Müller Vitalowitz erhebt Klage gegen Sandweierer Bürger, die das Wasser des Oosbachs zur Bewässerung ihrer Wiesen nutzen wollen. Der Müller selbst benötigt das Wasser zum „Hanffrötzen“ (Einweichen und Schälen des Hanfs).
Im Pfarrhaus feiert man großzügig das Fest der Kirchweihe. Die Feierlichkeiten kosten 155 fl.
1836
Der Kirchenbau ist abgeschlossen. Die neue Kirche wird eingeweiht. Der Sängerchor erhält für seine Bemühungen bei der Einweihung lt. Gemeinderatsbeschluß 10 fl.
Ab dem 24. Mai 1836 findet der Gottesdienst an Sonn- und Feiertagen in der neuen Kirche statt.
1834
Am 27. September 1834 wird nach einem Vorschlag des Oberst Tulla am Altrhein die Grenzbeschreibung Sandweier-0ttersdorf-Rastatt festgelegt.
Die Gemeinde wird aufgerufen, ihren Beitrag zum bevorstehenden Kirchenbau zu leisten. Sie verkauft hierfür 150 sogenannte Holländer-Eichen und stellt den Erlös dem Kirchenbaufond zur Verfügung.
1833
Zu Beginn des Jahres 1833 wird die Anlegung eines neuen Gottesackers notwendig.
Dafür kauft die Gemeinde von Benedikt Eichelberger 30 Ruthen Acker im Oberfeld, in den Röschenäckern, nächst der Kapelle, für insgesamt 44 Gulden.
Für nochmals 88 Gulden wird von Chrisostomus Schleif 1 1/2 Viertel Acker abgekauft. Zur Einfriedung dieses Gottesackers benötigt. man 25 Klafter Mauersteine, die einschließlich der Anfuhr 198 fl kosten. Zusammen mit den gekauften Grundstücken ergibt sich ein Betrag von 330 Gulden.
1832
Am 17. Februar meldet der Pfarrer dem Bürgermeisteramt fünf uneheliche Kinder. Für jedes Schulkind muß pro Jahr 1 fl Schulgeld bezahlt werden.
Vom Beneficium-Gut in Neuweier, das in Sandweier Grundbesitz hat, werden 13 Morgen Ackerfeld im Eichholz zum Preis von 337 fl gekauft.
Die Ziegelhütte in Iffezheim (Lettlöcher) hat einen Wert von 2.500 fl, Sandweier besitzt einen Anteil von 3/7 = 1.075 fl.
Es gibt – wie man heute sagt – die Gemeindeumlage. Allein im Jahre 1832 gehen 990 fl 52 kr ein.
Neben der jahrelang in den Inventuren genannte Feuerspritze im Wert von 80 fl wird jetzt noch eine weitere genannt im Wert von 650 fl.
1831
Pfarrer Klausmann schreibt am 16. August 1832 zur Heiligenfond-Abrechnung.: der Verrechner möge in Zukunft die sehr bedeutenden Außenstände mit Eifer eintreiben, was freilich im abgelaufenen Notjahr 1831 nicht geschehen konnte.
1830
Über den Oosbach wird die sogenannte Blutbrücke gebaut.
Am 10. Juli befindet sich Großherzog Leopold auf der Fahrt durch Sandweier.
Die Gemeinde hat vorher einen Triumphbogen erstellt. Im Wald bei Wintersdorf hat man Maien zur Ausschmückung geholt; 7 1/2 Pfund Bindfaden und 2600 Nägel wurden für den Bogen benötigt.
Wer nach Rastatt fahren will, muß Brücken- und Weggeld bezahlen.
Auf der Strafliste der Gemeinde stehen erneut viele Vergehen. Unter anderen werden Egidius Schleif und Karl Vitalowitz bestraft, weil sie über den Pfarrer geschimpft haben.
1829
An Fronleichnam werden drei Buben entlohnt, die zum Läuten der Glocken eingestellt sind: also ist anzunehmen, daß auf dem Kirchturm zu dieser Zeit 3 Glocken waren. Die Kirchturmglocke, die im Frühjahr zersprungen ist, wird mit großen Feierlichkeiten am 28. Dezember wieder auf den Turm gebracht.
Die öffentlichen Ämter werden folgendermaßen besetzt:
Gemeindeverrechner: Chrisostomos Schleif
Waldschütz: Damian Kratzer
Tagwächter: Benedikt Eichelberger
Nachtwächter: Benedikt Eichelberger, Max Müller
Blasbalgziehen: Leonhard Walter
1828
Die Zehntscheuer wird für ein Jahr an den Vogt Leonhard Frank verpachtet.
Ein weiterer Auszug aus einer Strafenliste:
„Nachstehende werden gestraft weile die selbe auf den 19. März in der Nacht im Wirtshaus zum Hirsch um geld gespilt haben. . . “
Aufgeführt werden neben dem Hirschwirt, der selbst mitgespielt hat, drei Personen, von denen Josef Herr das Doppelte zahlen muß, weil er „über die Feierabendstund auf der Gaß mit der Wacht streidt gehabt hat“. Andere werden mit Strafen belegt, weil sie nicht zur Frohnd erschienen sind, oder den Weg vor ihrem Acker nicht in Ordnung gebracht haben.
1827
Die Faselkornliste umfaßt 172 Stück Vieh.
Pfarrer Rehm wird nach Durbach versetzt. Die Pfarrei wird mit dem „Hilfspriester zu Schwarzach“ Kaspar Klausmann aus Münstertal besetzt.
Im Ort wird eine Industrieschule eingerichtet, in der für schulentlassene Mädchen Spinnen, Weben, Nähen und Haushaltung gelehrt und die von der Schwester des Pfarrers geleitet wird.
Der Hirschwirt Frank erhält 14 fl 30 kr für Wein, den er an 290 Tagen an den „armen kranken Andreas Brenneisen“ abgegeben hat.
1826
Wer Bürger von Sandweier werden will, muß beim Antritt der Bürgerschaft einen „Feuereimer“ zum Preis von 2 fl erwerben.
Der wasserdichte Eimer aus groben Fasern wie Hanf, Flachs, Lein oder Nessel muß zur Bekämpfung möglicher Brandausbrüche in jedem Haus vorhanden sein.
1825
Beim Traubenwirt in Baden bricht in der Scheuer ein Brand aus, bei dessen Löschung auch die Sandweierer Feuerwehr zum Einsatz kommt. Der Vogt Leonhard Frank, der als erster seine Pferde vor die Feuerspritze gespannt hat, erhält dafür vom Verrechner Schleif 5 f130 kr.
Das jährlich zur Verfügung stehende Gabholz muß teilweise verkauft werden, um die noch anstehenden Kriegskosten zu decken. Die Bürger erhalten als Ausgleich für die Holzbeschränkung jeweils 10 fl, die Witwen 6 fl.
Bei der Jahresabschlußrechnung ergibt sich ein Überschuß von 3.487 fl 11 kr. Daraus erhält jeder Bürger zehn Gulden ausbezahlt.
1824
Der Bau des neuen Schulhauses (heute Ortsverwaltung) wird in Angriff genommen. Die Maurerarbeiten führt Michael Schaum aus. Mauersteine beschafft und liefert der Hirschwirt Frank. Johannes Huck aus Beuern liefert das Bauholz, Benedikt Klumpp macht die Zimmerarbeiten.
Nach einer Überschwemmung muß die Landstraße durchgestoßen werden, damit das Wasser in den Mühlenbach abfließen kann.
Das Schickenhofgut wird mit 20 Morgen Land an Ferdinand Herr verkauft.
1823
Unbekannte schlagen am Haus des Waldschützen Simon Reiß bei Nacht die Fenster ein. Der Gemeindeverrechner wird angewiesen, dem Geschädigten 4 fl 30 kr auszuzahlen, da die Täter nicht gefaßt werden können.
Vom 14. Mai bis zum 14. November besuchen 97 Kinder die Schule, die Zahl erhöht sich am 14. 11 auf 110.
Von amtlicher Stelle wird die Einrichtung einer Sonntagsschule angeordnet. Den Unterricht übernimmt der Schulleiter Dehmer, der überdies auch noch den Posten des Ratschreibers innehat.
Am 11. September verkauft die gnädigste Herrschaft das „zum Kloster Lichtenthal angefallene“ Erblehnhofgut Schickenhof zum Preis von 1.938 fl 3 kr an die Gemeinde Sandweier.
1822
Am 4. August muß die Feuerspritze repariert werden.
Nach dem Tod des Lehrers Bischofsberger führt dessen Witwe das Krämer- und Spezereigeschäft weiter. Unter anderem findet sich aus diesem Jahr eine Rechnung über Papier- und Lichterlieferungen an die Gemeinde.
1821
Das Rathaus wird neben seiner eigentlichen Funktion auch für den Schulunterricht benutzt, außerdem werden die Gerätschaften der Gemeinde dort aufbewahrt.
„Auf der Sandgrub“ wird genannt, also ist anzunehmen, daß schon zu diesem Zeitpunkt Sand an Bauunternehmer verkauft und geliefert wird.
1819
Im Zuge der immer noch nicht abgeschlossenen Entschädigung für jenseits des Rheins verlorene Güter erhält die Gemeinde von der Landesherrschaft 24 Morgen Matten.
In der Kirche werden verschiedene Reparaturen vorgenommen: Die Kanzel erhält eine neue Fassung.
Regelmäßige Brotkontrollen werden vorgenommen. Meist ist es ein Mann des Gerichts, der bei den Dorfbäckern im Auftrag der Gemeinde das Brot nachwiegen läßt.
1817
Unter den Gemeindeausgaben finden sich Beträge für folgende Anschaffungen:
1 tannener Kasten zur Aufbewahrung der Stimmzettel
1 neues Halfter für die Gemeindehengste
6 neue Lehnstühle aus Nußbaum für den Gemeinderat
1 blechernes Nachtwächterhorn
Weiter kauft die Gemeinde von dem Kappeler Bürger Nikolaus Schneider 54 Obstbäume.
Dem Lehrer Dehmer wird das Aufziehen der Kirchenuhr sowie das Orgelspiel während des Gottesdienstes in Naturalien bezahlt.
1816
Erneut gibt es eine große Liste von Feld- und Waldfreveln, (Folge der in jenen Jahren herrschenden Hungersnot im süddeutschen Raum).
Daneben werden auch Strafen für Spieler ausgesprochen.
Auf einem dieser „Strafenzettel“ steht:
„Nachbemelde werden gestraft weilen sie in dem bier Haus (Bierhaus) bei dem Lorenz Beck die ganze Nacht um das Geld gespild haben“
Die Strafe für sieben Spieler beträgt jeweils einen Gulden, „der bier wird selbst“ muß fünf Gulden bezahlen.
Auch die Gemeinde Sandweier liefert ihren Beitrag zur Rheinregulierung. Für den Rheinbau werden Faschinen gemacht und mit Fröhnern wird in Plittersdorf ein steinerner Damm gebaut.
1815
Unter den Einwohnern werden Krankheiten gemeldet: bei einer Untersuchung aller 1 – 12jährigen Kindern wird sechsmal Blatternbefall festgestellt.
Nach der Aufschlüsselung der Faselkornliste gibt es in der Gemeinde 133 Kühe.
1814
Zur Verpflegung der einquartierten alliierten Truppen müssen in den Monaten Juni und Juli 3888 Pfund Fleisch aufgebracht werden.
Wegen Teuerung und allgemeinen Geldmangels muß die Gemeinde immer wieder Kredite aufnehmen. Von den Angehörigen des inzwischen verstorbenen Schulmeisters und Krämers Bischofsberger werden
verschiedene Beträge geliehen, ebenso beim Lindenwirt und bei einem Wirt aus Rastatt.
Im Jahr 1814 besitzt die Gemeinde insgesamt 1148 Morgen Wald, davon 609 Morgen im Unterwald, 383 im Oberwald und weitere 156 Morgen in der Geggenau.
Das Schulhaus wird beschrieben als zweistöckige, hölzerne Behausung – vermutlich ist damit ein Fachwerkhaus gemeint – zu dem ein Stall und ein Küchengarten gehören. Der untere Stock wird als Schulstube benutzt, der übrige Teil des Hauses steht dem Lehrer unentgeltlich zu Verfügung.
Weitere „Holzhäuser“ gibt es für Hirten und Schäfer.
1813
Bei der Verfolgung des napoleonischen Heeres kommen die Truppen des russischen Zaren bis an den Rhein. Auch in Sandweier ist ein russischer Offizier einquartiert. Auf einer Rechnung des Rastatter Kaufmanns Christian Mösner für 1 Pfund Zucker und 1/2 Pfund Kaffee vermerkt der Vogt Leonhard Frank: „Dieser Zuger und Kafe ist vor ein rusischen Oberst abgegeben worden“.
Auf Beschluß des Großherzoglichen Ministeriums wird der Gemeinde die Erlaubnis zum Ankauf einer Zehntscheuer erteilt.
1811
„Bei dem Durchzug Ihro Königlichen Hoheit der Frau Großherzogin wurde… Pulver zu Lösung einiger Böller verbraucht wofür dem Krämer Bischofsberger dafür zalt worden 57 fl“
Neben dem großen Ereignis für die Gemeinde spricht dieses Schriftstück auch von dem Krämer Bischofsberger. Er ist eigentlich Lehrer und geht neben seinen pädagogischen Aufgaben auch noch dem Beruf eines Krämers nach. Er ist wohl der erste Besitzer eines Krämerladens in Sandweier. Mitbetreut wird das Geschäft von Frau Bischofsberger.
1810
Der Bäcker Anton Müller backt am Neujahrstag die Brezeln für den Schultheiß, die Gerichtsleut, den Bürgermeister und den Dorfschütz.
Erneut liegt eine umfangreiche Liste über Einquartierungen vor. Aus einer Monatsaufstellung:
„am 7. habe ich 224 französische Truben einquartiret… am 8. hab ich 131 Mann und 42 Pferd… einquartiret… am 12. habe ich 40 Mann und 22 Pferd… einquartiret… am 13. hab ich 246 Mann französische Truben einquartiret und die Lebensmittel in Rastadt abgeholleth und aus gedeileth. . . “
Dazu noch eine Rechnung vom 4. Oktober, quittiert vom Engelwirt Simon Zachmann in Rastatt:
„Am 17. Apprill 1810 hat H. Vogt von Santweyer durch einen boden (Boten) für französischen H, Offizier 6 Bouteillen Marrgräfler Wein abhollen laßen. . .“
1809
Am 27. Dezember stellt der Kronenwirt Johannes Eberhard eine Rechnung über die Einquartierung französischer Truppen:
„Am 20. November 1809 haben sich in meinem Haus 8 Mann von der französischen Leibgard eigenmächtig einquartiert, zogen noch mehrere an sich, und vertrieben meine Frau, in meiner Abwesenheit. Gingen in den Keller, holten den Wein selbst und verzehrten wie folgt:
20 Maß Wein 13.20
2 Maß für den Offezier von der Garde 1.20
für Fleisch und Brod 3 17.40″
1808
Sandweier hat zu Jahresbeginn 2579 Gulden 38 Kreuzer Schulden aus Kriegskontributionen an die Amtskellerei. Am 10. 12. werden davon 622 Gulden 50 Kreuzer bezahlt, so daß eine Restschuld von 1956 Gulden 48 Kreuzer bestehen bleibt.
Aus den Verkäufen von jenseits des Rheins gelegenen Gütern (1802) hat die Gemeinde noch eine Zahlung von 13 000 Gulden zu erwarten. Diese Schuld wird jedoch nicht in Geld beglichen, da die gnädigste Herrschaft den Betrag in Liegenschaften vergüten will.
1807
„Kund und zu wissen seye, daß nachdem die Gemeinde Iffezheim und Sandweyer zerschiedene Districten haben, welche nicht anderst als nach Austausch durch andere und bessere Einrichtung in den erwünschten reichen Ertrag gesetzt werden können . . .“ Mit diesen Worten beginnt der Text einer Urkunde, auf der Vereinbarungen getroffen werden, die den Geländestreit zwischen Iffezheim und Sandweier endgültig beilegen sollen.
Das am 15. Februar 1807 gefertigte Schriftstück sieht folgendes vor:
Sandweier erhält als „ewiges Eigenthum“ den gesamten Iffezheimer Anteil an der „Uchtweide“. Sandweier tritt dafür den Distrikt „im Sand“ und Teile der Bey ab.
11… dem Herren Schäfer seine 2 Knecht“ und die Salpeter-Sieder werden wegen einer Schlägerei auf der „Gaß“ nach der Feierabendstunde bestraft.
Weiter stehen auf der Strafliste u. a. zwei Bürger, die wegen Waldfrevel zu einer Zahlung von 4 bzw. 5 Gulden verurteilt werden. Da beide nicht in der Lage sind, diese Strafe aufzubringen, wird ihnen die Lieferung von 12 bzw. 7 1/2 Pfund Forlensamen auferlegt. Kirche und Kirchturm werden repariert. Das Gotteshaus wird geschildert mit einem achteckigen, mit Ziegeln eingedeckten Spitztürmchen. Das Pfarrhaus ist bezeichnet als zweistöckige hölzerne Behausung mit Scheuer, Stallung und Gemüsegarten.
1806
Im Domänenwald „Kastenwört“ (nordwestlich von Forchheim, südlich des Karlsruher Stadtteils Rappenwört) wird 1806 eine Waldfläche als Entschädigung für verlorene linksrheinische Besitzungen an 20 verschiedene Gemeinden, darunter Sandweier, verteilt.
Die Waldflächen erweisen sich später jedoch wegen der weiten Entfernung und wegen rücksichtsloser Holzhiebe als wertlos, so daß sie im Wege des Tausches oder Verkaufs im Laufe des 19. Jahrhunderts wieder an den badischen Staat zurückfallen.
Das Waldstück, das 1806 der Gemeinde Sandweier zugeteilt wurde, trägt heute noch den Namen „Sandweierer Wald“.
Erneut wird das Dorf von der Schweinepest heimgesucht.
Der Erblehenmüller heißt Tobias Schneider. Neben der Mühle betreibt er noch eine Hanfreibe an der „kleinen Bach“.
Im Haus Nr. 15 (heute: Römerstraße 2) betreibt Anton Müller seine Bäckerei. Nebenbei wird von ihm Schnaps gebrannt.
Der Wirt „Zum Grünen Baum“ heißt Franz Müller. Zu dem zweistöckigen Wirts- und Wohnhaus gehört ein Schafstall. Das Haus Nr. 34 an der „Dorfgass“ beherbergt den Schafhof, der der „gnädigsten Herrschaft“ gehört.
1805
Wegen des Verkaufs der über dem Rhein gelegenen Grundstücke reisen die Gemeindeoberen nach Straßburg. Die „Reiskosten“ werden aufgeschlüsselt:
„Die Reis von Baden bis Stollhofen ad Station zu 2 Pferde
p. Pferd ad 1 Gulden 2.
dem Postillon .48
das durch die Tagordnung
regulirte Cheisengeld .20
3. 8
von Stollhofen bis Bischofsheim …
das nemliche 3. 8
desgleichen nach Kehl … 3. 8
von da bis Strasburg 1.34
30 sols Brückengeld zu Strasburg 40
6 sols Einlaßgeld 9
11.47
die Rückreise von Strasburg nach
Baden thut das nemliche mit 11.47
Von dem Verkaufserlös der Grundstücke werden immer noch offenstehende Kriegsschulden bezahlt. Zu Buche stehen 1805: 665 Gulden aus dem Vorjahr sowie 1550 Gulden für das laufende Jahr.
Zurückgezahlt wird auch ein Kredit, der aus dem Schulfonds entnommen worden ist, mit 1261 Gulden, inklusive Zinsen.
Im Dorf sind wiederum französische Soldaten einquartiert.
1804
Erneut wird zur Tilgung der Kriegsschulden ein oberforstamtlich genehmigter Holzschlag vorgenommen, der den Erlös von 1800 Gulden bringt. Wiederum wird das Holz an den meistbietenden Ullrich Rindenschwender abgegeben.
Noch immer sind die Streitereien um die Gebietsteilung mit Iffezheim nicht beigelegt.
1803
Wer als Auswärtiger eine Sandweierer Bürgerstochter heiraten und damit selbst Bürger werden will, muß als Einstand 30 Gulden bezahlen.
1802
Das Jahr beginnt mit hartem Winterwetter und starkem Schneefall.
Am 21. 1. begibt sich der Schultheiß Braunagel zum Obervogt. „Das Wetter war gar bös gewesen und der Schnee zu tief“. Am 25. 1. schätzt er zusammen mit dem Bürgermeister im Wald das vom Schnee zusammengedrückte Holz, das ab 27. 1. „für die halbe Gemeinde“ abgegeben wird. Diese Abgabe von Schnee-Druckholz dauert an bis zum 10. Februar.
In der Schule werden neue hölzerne „Dintengeschirre“ (Tintengeschirre) zum Gebrauch für die Schulkinder angeschafft.
1801
Wie die umliegenden Orte leidet auch Sandweier unter den aus dem 1. Koalitionskrieg noch zu zahlenden Kriegsschulden.
Damit sie der Bezahlung nachkommen kann, wird der Gemeinde von amtlicher Stelle genehmigt, 30 Stämme Eichen sowie 12 Stämme Forlen zu schlagen. Für 900 Gulden wird das erstklassige Holz an den Murgtäler Holzhändler Ullrich Rindenschwender verkauft.
Daneben muß die Gemeinde aber noch zusätzlich Kapital aufnehmen, um die Kriegslasten zahlen zu können.
Ein weiterer Holzverkauf wird mit dem Iffezheimer Schiffbauer Huber abgeschlossen. Auf dem Rathaus werden 19 „Burschen“ gemustert. In der Musterungsliste taucht viermal der Familienname Ullrich, dreimal Peter und Walter, zweimal Eichelberger auf. Die weiteren Rekruten heißen Findling, Schulz, Bleich, Herr, Weibel, Burgart und Schleif. Nach der Musterung erhält jeder im Gasthaus „Hirsch“ einen Schoppen Wein und ein Brot auf Kosten der Gemeinde.
1800
Immer noch hat die Gemeinde Einquartierungen. Es wird geschrieben von französischen Husaren und einem Corporal und Wachtmeister, die im Grünen Baum verköstigt werden müssen.
Am 27. April notiert Bürgermeister Johann Peter:
… habe einem Officir der Kaiserhusaren ein Pferd zum reiten gegeben und bin mit ihm die halbe Nacht im Oberwald rumgeritten“ (Über den Zweck dieser Reiterei ist allerdings nichts bekannt.)
Das Schießpulver für die Fronleichnamsprozession holt der Bürgermeister in Rastatt Beim Kronenwirt wird an Christi Himmelfahrt die Zeche für 21 Sänger und Musikanten, die an der Prozession teilgenommen haben, mit 16 Gulden bezahlt.
Um die Jahrhundertwende beginnt man mit der Stalltierhaltung. Da auf den Feldern hauptsächlich niederes Korn angepflanzt wird, benötigt man Waldstreu als Stallunterlage. Häufig vorkommende Streufrevel (Diebstähle), vor allem durch auswärtige Bürger, werden hart bestraft.
(Quelle: erstes Heimatbuch Sandweier)