Dienstbote in Strassburg

Das Ehepaar Manz, das im Oberdorf in bescheidenen Verhältnissen lebte, hatte vier Töchter und einen Sohn. Alle Familienmitglieder waren im Ort wohlbekannt, weil jedes ihre etwas außergewöhnliche Eigenart hatte. Eine Tochter mit Namen Justina ging in recht jungen Jahren nach Strassburg, wo sie in verschiedenen Familien als „Kinderfräulein“ tätig war. Im Jahre 1902 trat sie in die „Marianische Congregation der Dienstboten von Strassburg“ ein, wie eine Urkunde vom 08. Juni 1902 belegt. Die Kinderfräulein trugen eine weiße Haube auf dem Kopf und dazu passende weiße Kleidung. Familienanschluss war meistens inklusive.

"Marianische Congregation"

Nach ihrer Rückkehr nach Sandweier ersteigerte sie mit ihren Ersparnissen das Haus in der heutigen Nelkenstrasse Nr. 9. Sie lebte dort ganz allein im unteren Stockwerk und betrieb einen kleinen Garten. Im hohen Alter führte sie oft endlose Selbstgespräche, an die sich der damals etwa vierjährige Schreiber dieser Geschichte noch gut erinnern kann.

Beim Betrachten einer Pflanze sagte sie zu dem jungen Burschen: „Der Krieg kommt zu uns von Osten her“! Diese Aussage sollte sich auch bewahrheiten. Im Jahre 1940 wurde der Ort – wie auch im Heimatbuch nachzulesen ist – wegen Beschuss evakuiert. Nur Justine Manz weigerte sich strikt, den Anweisungen zu folgen und blieb entgegen allen Warnungen zu Hause.

Eine Granate schlug im Hof direkt vor dem Küchenfenster ein während Frau Manz gerade ihr Geschirr spülte. Von einem Splitter und der Wucht der Explosion wurde sie getötet.

Das Kuriose an dieser tragischen Geschichte könnte sein, dass das Geschoss von einem Franzosen abgefeuert wurde, den Justine Manz während ihrer Zeit in Strassburg betreut hatte.


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