Bewahrung und Erhalt örtlicher Bausubstanz
Jahrzehntelange Arbeit war notwendig, dieses Riesenprojekt zu bewältigen. Aber der Erfolg war Grundlage einer einträglicheren Landwirtschaft für die gesamte Umgebung, besonders aber für Sandweier. Was die Gemeinde vorher besaß war wenig fruchtbarer Sandboden im Westen des Ortes. Der Norden hatte nur Sanddünen mit einer sehr spärlichen Vegetation. Forlen – Kieferwald entwickelte sich auf diesem Boden schlecht und recht. Er konnte nur als Weideland genutzt werden. Es ist festgestellt, daß unsere Vorfahren ihr Vieh über den Viehtrieb – nördlichster Teil des Niederwaldes – zur Geggenau treiben mußten, um den Tieren das notwendige Futter zu gewährleisten. Aber auch Ackerbau wurde getrieben, wenn auch nur in beschränktem Umfange, denn der Chronist schreibt schon von einer Mühle im 15. Jahrhundert.
Durch die Trockenlegung des Landsees wurde fruchtbares Land gewonnen, und die Bürger der Gemeinde konnten nach und nach eigenen Boden erstehen, schließlich auch von den aufgelösten Gutshöfen. Damit war die Möglichkeit gegeben, kleinbürgerliche Landwirtschaft aufzubauen.
Der Bau des Rastatter Schlosses und Schloß Favorite, der Wiederaufbau aller Orte im Kreis und auch unserer Gemeinde, brachte der Bevölkerung einträglichen Erwerb und die Mittel zum Hausbau. Die Arbeitskräfte waren in der damaligen Zeit sogar gesucht, sonst hätte der fürstliche Baumeister Rossi nicht seine Italiener holen müssen. Die damalige Sachlage ist zu verstehen, denn die vorausgegangenen Kriegswirren hatten unser Land restlos verwüstet und ausgemergelt. Der Wiederaufbau nahm Jahrzehnte in Anspruch.
Jedenfalls zu Beginn des 18. Jahrhunderts waren wieder Verdienstmöglichkeiten da. Die neu gegründeten bäuerlichen Betriebe brauchten die notwendigen Geräte. Schmiede, Wagner, Seiler, Sattler fanden neue Existenzen.
Maurer, Zimmerleute, Schreiner, Glase waren logischerweis gesuchte Leute, die dafür sorgten, daß sich die Münzen drehten. Das Vorwort soll die Zeit vor und während dem Bau unserer Fachwerkhäuser bekannt und verständlich machen.
Das älteste noch erhaltene Fachwerkhaus stammt aus dem Jahre 1742 und ist das Anwesen Kappesmattweg Nr. 2. Burkart/Muschinsky.
Im Jahre 1750 wurde das Haus Römerstraße 14 erbaut. – Barbara Ullrich.
Aus dem Jahre 1769 stammt das Haus Kleinestraße 11. – Alois Peter –
Die Untersuchung ergibt, daß das älteste Fachwerkhaus ein Alter von 240 Jahren aufweist. Das zuletzt erbaute Fachwerkhaus stammt aus dem Jahre 1863 und ist jetzt 122 Jahre alt. Nachweisbar ist demnach eine Fachwerk Periode von rund 120 Jahren. Gewiß waren die ehemaligen Gutshöfe auch aus Fachwerken und neben den noch erhaltenen Bauten gab es auch welche, die heute modernen Neubauten weichen mußten, oder deren Fassaden unter Putz liegen. Hierfür ist eine Erfassung nicht mehr möglich.
Mit Nachdruck vertritt die junge Generation und auch die älteren Bürger der Gemeinde den Standpunkt, daß die noch vorhandenen Zeugen jener Zeit für die Zukunft erhalten werden sollten. Es gibt Beispiele im Dorf, die zeigen, wie der Fachwerk Baustil bei fachkundiger, glücklicher Renovierung auffallend schön als kostbares, schmuckes Werk die Nachwelt erfreuen kann.
Das gepflegte Fachwerkhaus ist ein Denkmal, dies zu würdigen allen Bürgern angelegen sein sollte
Juli 1981, Guido Müller
(Quelle: Jahresrückblick Sandweier 1981)
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